Nein, diese Preise zahl‘n wir nicht

Die Rechte für die TV-Übertragung der Fußball-Bundesliga: bis vor kurzem noch heiß begehrt, jetzt Ladenhüter

BERLIN taz ■ „Das Produkt Bundesliga ist mehr wert, als es zur Zeit öffentlich dargestellt wird“ – daran glaubt sogar Bayer-Leverkusen-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser immer noch, Abstiegskampf hin oder her. Muss er auch. Denn die Traum-Programmware Fußball scheint bei den Fernsehgewaltigen vorübergehend zum Ladenhüter verkommen zu sein.

Sat.1, der Bundesligasender im Free-TV, hat seine Kaufoption für die Übertragungsrechte der 1. Bundesliga einfach verstreichen lassen. Auch die Öffentlich-Rechtlichen haben für die Saison 2003/2004 bisher abgewunken: „Nicht verzetteln“ wolle sich der Senderverbund, sagte der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Jobst Plog zuletzt Anfang Februar. RTL-Chef Gerhard Zeiler setzte im Interview mit der Süddeutschen Zeitung noch eins drauf: „Wir haben einfach zu viel Fußball“, fasste der das Dilemma zusammen. Und schloss fürs Erste aus, dass sich der deutsche TV-Marktführer weiter um die Übertragungsrechte der Champions-League bemüht.

Wörtlich muss man das alles nicht nehmen, doch die Richtung ist klar: Gegen die horrenden Forderungen der Fußballvermarkter wehren sich derzeit alle deutschen Sender. Die Preise sollen runter: „Wir haben in den letzten Jahren ein Preisniveau erreicht, das mindestens um die Hälfte, wenn nicht noch deutlicher sinken muss“, fordert Zeiler.

80 Millionen Euro zahlt Sat.1 bisher pro Saison für die Erstausstrahlung der ersten Liga. Gerechnet hat sich das nie, gibt der Sender unumwunden zu. Fürs Image war es dafür umso wichtiger: Ohne ran lägen die ohnehin nicht berühmten Durchschnittsquoten von Sat.1 noch einmal bis zu zwei Prozentpunkte niedriger. Doch auch bei RTL lies sich trotz astronomischer Preise für die Werbespots während der Champions-League-Übertragungen der Kaufpreis bei weitem nicht mehr hereinspielen.

Dass es nun ohne Fußball geht, glaubt niemand. Zwar hat die ARD mittlerweile durchblicken lassen, nach dem teuren Kauf der Länderspielrechte Ende 2002 seien weitere Sporteinkäufe bei Medienpolitik wie Gebührenzahlern nicht durchsetzbar. Doch für einen „fairen Preis für einen Dreijahresvertrag“ und „deutlich weniger“ als die bisherigen 80 Millionen wäre ProSiebenSat.1-Chef Urs Rohner bei der Bundesliga sofort wieder am Ball. „Fair“, heißt es in Branchenkreisen, sei dabei mit maximal 50 Millionen Euro pro Saison zu übersetzen.

Von übelster Preisdrückerei ist daher bei den Klubs die Rede, die einen Großteil ihrer Einnahmen aus dem TV-Geschäft bestreiten. Und es trifft nicht nur Zweitligisten wie Mainz 05, wo Fernsehgelder in der vorigen Saison rund die Hälfte des Etats ausmachten. Auch Erstliga-Vereine wie der 1. FC St. Pauli oder Borussia Mönchengladbach wären erheblich ärmer dran: 45 Prozent der Gladbacher Kasse wurde 2002 durch TV-Fußball gefüllt.

Mitleid haben die Vereine, die die bisher üblichen Preissteigerungen gern mitmachten, kaum zu erwarten. Wie sagte RTL-Mann Zeiler: „Jeder ist für sein wirtschaftliches Gebaren selbst verantwortlich.“

STEFFEN GRIMBERG