10 Euro für den Doktor

Neue Praxisgebühr führt zu Ärger in den Wartezimmern. Ärztekammer kritisiert wirre Neuregelung für Kranke

KÖLN taz ■ Patienten und Ärzte in NRW haben gestern genervt auf die neue Praxis-Gebühr reagiert. Zwar meldeten die meisten Praxen, die Gebühr sei am ersten Tag „problemlos“ gezahlt worden. Die zehn Euro pro Kassenpatient und Quartal sorgten jedoch für Mehrarbeit und Protest. Sprechstundenhilfen erklärten verunsicherten Patienten das Gebührensystem im Dauereinsatz – viele Arztbesucher sind wütend über die neue Abgabe.

„Die Leute kennen die Vielgestaltigkeit des Systems nicht“, sagt Bundesärztekammer-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe. So mancher glaube, er müsse erst beim Hausarzt zehn Euro bezahlen, um dann einen Facharzt aufsuchen zu dürfen. Bis sich das neue Verfahren eingespielt habe, würden wohl Jahre vergehen.

Auch für die Arztpraxen bedeute die Praxisgebühr eine große Umstellung. „Die meisten Ärzte müssen das Geld in bar nehmen, weil sie elektronisch noch nicht ausgerüstet sind für eine Zahlung mit Bankkarte“, so der Ärztefunktionär. „Dabei möchten die Ärzte aus Angst vor Überfällen nicht so viel Bargeld in den Praxen haben.“ Einige branchenfremde Unternehmen versuchten nun, mit der Praxisgebühr Kasse zu machen – etwa mit Angeboten zur Einzugs-Übernahme der Beträge.

Menschen mit geringem Einkommen und geringem Bildungsstand würden von der Gebühr abgeschreckt, vermutet Hoppe. „Das gilt auch für so manchen, der einfach aus Gewohnheit zum Arzt geht oder im Wartezimmer auf nette Bekannte hofft“, meint der Chef der Ärztekammer. „Das ist keine geringe Zahl, die jetzt wegfällt, weil das nun nicht mehr umsonst ist.“ TEI