Mehr Bewegung
: Servicewüste

Die Gleichstellung Behinderter ist der Deutschen Bahn AG offenbar zu teuer. Hunderte Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen sind für körperlich Behinderte schlicht unbenutzbar: Wer nicht klettern kann, soll wohl lieber gleich mit dem Taxi fahren.

Für die behinderten Bürger ist diese Einsparung ein ganz besonderer Einschnitt in ihre Lebensqualität. Selbstständig können sie sich so im Bahnnetz nur selten bewegen - es sei denn, sie kaufen sich ein Zugticket für einen teuren Fernverkehrszug und reservieren sich vorher den Lastenaufzug. Wer mal eben vom Essener Hauptbahnhof nach Essen-Kettwig fahren will, muss sich entweder muskelbepackte Begleiter suchen oder Zuhause sitzen bleiben. Die vielen Treppen an den S-Bahnhöfen sind im Rollstuhl nämlich unüberwindbar.

Kommentar vonMiriam Bunjes

Seit zwei Jahren ist die „Barrierefreiheit“ von Behinderten gesetzlich vorgeschrieben. Das gilt auch für Privatunternehmen - und vor allem für solche, die wie die Bahn einen öffentlichen Auftrag haben. Körperlich behinderte Menschen sind schließlich auf eine funktionierende öffentliche Infrastruktur angewiesen, um selbstbestimmt leben zu können.

Dass der behindertengerechte Umbau des Essener S-Bahnhofs inzwischen auf Eis liegt, ist vor allem deshalb erschreckend, weil das Land Nordrhein-Westfalen das Projekt fast vollständig finanziert. Offenbar sind auch die halben Planungskosten noch zu viel für die Integration einer ganzen Bevölkerungsgruppe.