Schwere Holländer

In der Sonderausstellung „Wilhelm Busch – Stationen seines Lebens“ untersucht das Augusteum Oldenburg die unbekannten Werke des volkstümlichen Satiriker

Ein düsteres Ölbild, auf dem keine Spur zum volkstümlichen Humoristen führt

Wildes Busch-Werk schlägt einem entgegen. Der Himmel ist grau und sieht ein wenig verwaschen aus. Ein Gewittersturm naht. In der Ferne grasen ein paar Kühe, lustlos und vereinsamt. Weltuntergangsstimmung. Dunkle Kontraste, erdige Töne und grobe Pinselstriche. Wilhelm Busch nennt diese Szene „Lichte Landschaft“. Ein düsteres Ölbild, auf dem keine Spur zu dem volkstümlichen Humoristen führt, als der Wilhelm Busch bekannt ist.

Anlässlich seines 170. Geburtstags präsentiert das Augusteum Oldenburg eine Sonderausstellung mit dem Titel „Wilhelm Busch – Stationen seines Lebens“. Museumsdirektor Bernd Küster will eine unbekannte Perspektive auf den Künstler und den Menschen Wilhelm Busch eröffnen: Die rund 220 Exponate, teilweise aus dem Wilhelm-Busch-Museum in Hannover, teilweise aus Privaten Sammlungen und Galerien, enthalten persönliche Fotos, Briefe und Malutensilien.

Außerdem geht es darum, Buschs Malerei vorzustellen: Bis heute wissen nur wenige, dass sich Busch neben seinen Karikaturen und Gedichten auch mit schweren Landschaften, Porträts und Stillleben versucht hat.

Die Oldenburger Ausstellung zeigt Bleistiftstudien und Kohleskizzen, die in eindrucksvollem Kontrast zu den phantasievollen Bildergeschichten stehen. Als Künstler der Moderne hat sich Busch aber nie gesehen. Orientiert hat er sich an flämischen und holländischen Meister des 17. Jahrhunderts wie Adriaen van Ostade, Egbert Heemskerck oder Dionijs Verburgh. Die Werke der großen Alten sind in die Ausstellung eingebunden, stehen beziehungsweise hängen zum Vergleich mit Buschs Arbeiten bereit.

Die Gegenüberstellung macht verständlich, dass Busch kein einziges seiner Ölbilder verkaufen konnte und an den Kunstakademien in Düsseldorf, Antwerpen und München scheiterte. Busch war sich seines mangelnden Talents voll bewusst und beschloss, die Malerei nur noch als Privatvergnügen zu betreiben.

Was ab 1865 sicher einigermaßen zu verschmerzen war, denn da gelang Busch der Durchbruch mit „Max und Moritz“. Er konnte regelmäßig veröffentlichen, zum Beispiel in der Münchner Satirezeitschrift „Fliegende Blätter“. Die Oldenburger Ausstellung trägt der Erfolgsgeschichte Rechnung: Rund ein Drittel der Exponate zeigen Busch, wie ihn alle kennen: als Karikaturist, der konservativ sein musste – denn nur wer die Regeln kennt, kann sie brechen.

Anja Damm

Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg, Augusteum, 20. Februar bis 4. Mai, Öffnungszeiten: Di bis Fr von 9 bis 17 Uhr, am Do von 9 bis 20 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 bis 17 Uhr, Weitere Infos unter 0441-220 7300