In die Zukunft kürzen

Wissenschaftsbehörde will die Rolle des Studentenwerks neu bestimmen und startet Evaluation. Opposition argwöhnt Sparabsichten und mahnt Grundversorgung an

Heike Opitz ist alarmiert. „Ich fürchte, die Wissenschaftsbehörde will das Studentenwerk stark beschneiden“, sagt die GAL-Hochschulpolitikerin. Anlass für den Verdacht ist ein Projekt, das Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) kürzlich präsentierte. Mit Hilfe des Centrums für Hochschulentwicklung und der Behörde soll das Hamburger Studentenwerk seine Stärken und Defizite benennen. „Das Studentenwerk arbeitet enorm effektiv“, moniert Opitz. „Mit dem Projekt sollen Kürzungen begründet werden.“

Die Wissenschaftsbehörde hatte im Juni bekannt gegeben, ihren Zuschuss für den Betrieb der 13 Hamburger Mensen von derzeit fünf Millionen Euro bis zum Jahr 2006 um die Hälfte zu kürzen. Die Behörde wolle mit Hilfe der Evaluation „eine Lösung finden“, so Sprecherin Sabine Neumann, „wie mit den Kürzungen umgegangen werden kann“. Ziel sei zugleich, die Rolle des Studentenwerks in der Zukunft zu bestimmen. Durch die erweiterte Autonomie der Hochschulen erwarte die Behörde einen „stärkeren Wettbewerb um die besten Köpfe“ zwischen den Lehrstätten und mehr ausländische Studierende. „Damit Hamburg für den Wettbewerb gut aufgestellt ist“, erklärt Senator Dräger, „soll das Kooperationsprojekt Empfehlungen für die zukünftige Ausrichtung des Studentenwerks geben.“

Dieses versteht sich als Sozialeinrichtung, die preisgünstige Dienstleistungen anbietet. So beschreibt es Studentenwerks-Sprecherin Dagmar Höfer. Die Evaluation findet sie „grundsätzlich gut“. Höfer warnt jedoch vor weiteren Einschnitten. „Die Rahmenbedingungen für ein Studium müssen verbessert, aber nicht verteuert werden“, mahnt sie, „das ist sozial ungerecht.“

Doch wegen der Zuschusskürzungen durch die Behörde erwägt das Studentenwerk nun die Essenspreise in seinen Mensen zu erhöhen. Und die Anhebung des Semesterbeitrags um etwa elf Euro auf 36,50 Euro ist so gut wie sicher. „Zudem besetzen wir nur noch befristete Stellen, damit wir bei weiteren Kürzungen flexibel sind“, sagt Höfer und setzt hinzu: „Das Studentenwerk hofft auf einen neuen Senat, der weniger in der Bildung spart.“

Die SPD-Opposition hat versprochen, die Streichungen rückgängig zu machen. Eine Reform des Studentenwerks dürfe dessen Angebot einer sozialen Grundversorgung nicht in Frage stellen, mahnt die SPD-Bildungsexpertin Barbara Brüning. „Widersprüchlich“ findet sie die Forderung des Senators an die Studierenden, schneller abzuschließen sowie den Wunsch nach Internationalisierung, „wenn Rahmenbedingungen wie billiger Wohnraum und Verpflegung nicht stimmen“. In Hamburg mangelt es an mindestens 600 Zimmern für Studierende. Die Hälfte der vorhandenen 3500 Zimmer bewohnen ausländische Studierende. EVA WEIKERT