Last Minute Fallrückzieher

Erst durch ein Tor in der letzten Minute schlägt Hertha im Achtelfinalhinspiel des Uefa-Cups Boavista Porto 3:2. Alex Alves weiter in Topform. Und Trainer Huub Stevens schimpft über seine Mannschaft

von MARKUS VÖLKER

Huub Stevens war recht aufgebracht – trotz des 3:2-Erfolgs von Hertha BSC gegen Boavista Porto im Hinspiel des Uefa-Cup-Achtelfinales: Stevens war wütend über die zwei Gegentore; verärgert über die Art und Weise, wie seine Elf am Donnerstagabend das Spiel geführt hatte im Olympiastadion vor 15.500 Zuschauern.

Vor allem in der zweiten Halbzeit verschenkten die Berliner einen komfortableren Vorsprung. „Wir haben nicht die Aggressivität gefunden, um ein gutes Spiel zu machen, jetzt müssen wir uns ernste Gedanken über das Rückspiel machen“, sagte der Hertha-Trainer. Es handle sich um ein „sehr gefährliches Resultat“, ließ er wissen. In 14 Tagen im Estadio do Bessa erwartet Manager Dieter Hoeneß „eine komplizierte Aufgabe“. Hoeneß: „Das war auch ein Warnschuss für die Zukunft. Es darf niemand glauben, dass es gegen Bielefeld am Sonntag von selbst geht.“ Dabei ließ es sich in der ersten Halbzeit so gut an.

Die Herthaner zeigten sich als gelehrige Schüler des Stevens’schen Propädeutikums. Im Vorfeld ließ der Holländer reichlich Flanken üben, um den gefürchteten Abwehrriegel der Portugiesen, die derzeit in der nationalen Meisterschaft nur auf Rang elf rangieren, aufzubrechen. Schon in der 15. Minute traf Alex Alves (28) nach einer Hereingabe von Michael Hartmann. Der Brasilianer hat derzeit riesigen Spaß am Fußball, den er mit einer Leichtigkeit spielt, die ihm über Monate abging. In den letzten drei Spielen war der Stürmer erfolgreich, zuletzt gegen Mönchengladbach sogar zweimal.

Der Ausgleich von Rui Oscar (37.) schien da nur ein retardierendes Moment in der Alex-Alves-Show zu sein, in der sogar ein Anti-Irakkrieg-Flitzer auftrat, der bei klirrender Kälte die Hosen freilich anbehielt. In der 43. Minute war Alves, vor Wochen noch als größter Fehleinkauf der Vereinsgeschichte geziehen, wieder im Strafraum zugange. Er machte es per Kopf nach einer Flanke (sic!) von Marcelinho.

Der portugiesische Meister von 2001 war mit dem Ziel nach Berlin gereist, möglichst ungeschoren davonzukommen. Man setzte auf Understatement, Manager Paulo Conçalves sprach sogar davon, dass portugiesische Teams zwangsläufig dem kampfbetonten und schnellen Spiel deutscher Mannschaften unterlegen seien. Weit gefehlt. Von freiwilliger Selbstaufgabe konnte keine Rede sein. Showmaster Alves ging vorzeitig vom Platz. Boavista kam zu zahlreichen Chancen durch eine allzu nachlässige Hertha-Verteidigung. Der verdiente Ausgleich fiel in der 78. Minute durch Alexandre Goulart. In letzter Sekunde traf Dick van Burik mit einem spektakulären Seitfallzieher zum 3:2. Berlin ist damit dem Viertelfinale des Uefa-Pokals ein Stück näher gerückt, wenn auch nur ein kleines. Zeit wird’s. Seit 24 Jahren wartet der Verein darauf.