Gesucht: Der Mann neben Almuth Tharan

Die Pankower Kreischefin ist nach einer taz-Umfrage beim Grünen-Parteitag eine sichere Bank für den Landesvorsitz. Das Rennen um den zweiten Posten in der Doppelspitze zwischen Till Heyer-Stuffer und Thomas Birk aber ist noch offen

Die Stimmen im Kreuzberger Parteitagssaal werden nach Zeitplan heute erst gegen 18 Uhr ausgezählt sein. Almuth Tharan aber kann schon jetzt davon ausgehen, dann neue Grünen-Landesvorsitzende zu sein. Die Pankower Kreischefin und Ex-Abgeordnete ist nach einer taz-Umfrage unter elf der zwölf grünen Kreisverbände klare Favoritin. Sechs gaben eine eindeutige Mehrheit oder eine Tendenz an, Tharan zu wählen. Fünf waren noch unentschlossen, gespaltener Meinung oder hielten sich bedeckt. Für ihre Kreuzberger Gegenkandidatin Barbara Fenski, erst seit 2000 Grünen-Mitglied, gab es kein einziges Votum, auch nicht aus ihrem eigenen Bezirk.

Deutlich offener ist das Rennen um den zweiten Posten in der Doppelspitze, für den sich der bisherige Parteichef Till Heyer-Stuffer und der langjährige Charlottenburger Bezirkspolitiker Thomas Birk bewerben. Hinter Heyer-Stuffer stehen nach Angaben aus den Bezirken die stimmstarken Verbände Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte. Beide stellen zusammen 32 der rund 160 Parteitagsdelegierten.

Die Unterstützung für Heyer-Stuffer aus seinem Wohnbezirk Kreuzberg war nach Kontroversen im Bundestagswahlkampf kein Selbstläufer. Über diese Ärgernisse habe man aber inzwischen gesprochen, sagt Vorstandsmitglied Dietmar Lingemann. Für Birk hingegen haben Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg, die zusammen ebenfalls über 32 Delegierte verfügen, deutliche Unterstützung angekündigt.

Vorteile für Heyer-Stuffer ergaben sich bei der taz-Umfrage in kleineren Bezirksgruppen. Bei den Fundamentalisten in Spandau mit vier Stimmen hat der als Realo eingeordnete Birk dem Vernehmen nach wenig Chancen, obwohl auch Heyer-Stuffer nicht ihr Wunschkandidat ist. Von einer Wahl zwischen zwei Schrecknissen spricht der Spandauer Delegierte Frank Koslowski. Die sechs Reinickendorfer Stimmen könnten laut Vorstand mehrheitlich an Heyer-Stuffer gehen, ebenso die vier aus Treptow-Köpenick. Aus Neukölln (acht Stimmen) äußert sich die Kreisvorsitzende Gabriela Gebhardt zufrieden mit dem Parteichef, mag das aber nicht als Tendenz für die Wahl gewertet wissen. Marzahn-Hellersdorf (drei Stimmen) neigt eher zu Birk.

Mitentscheidend wird sein, wie die zusammen 28 Delegierten der anderen beiden großen Kreisverbände Pankow und Steglitz-Zehlendorf abstimmen, die bei sich keine Tendenz erkennen mochten. Für Cornelius Bechtler, Vorstandsmitglied in Pankow, hängt die Entscheidung von der heutigen nochmaligen Präsentation der Kandidaten ab, die jeweils fünf Minuten bekommen sollen. In Steglitz-Zehlendorf haben mehrere Delegierte angekündigt, für keinen Bewerber zu stimmen. „Die anderen werden das kleinere Übel wählen“, sagt Vorstandssprecher Thomas Schimmel.

Jeweils zwei bis drei Delegierte haben die elf stimmberechtigten fachpolitischen Arbeitsgruppen, die Bereiche. Nach einer Kandidatenvorstellung vor den Bereichssprechern hieß es, Birk sei eine „sehr ernsthafte Herausforderung für Heyer-Stuffer.“

STEFAN ALBERTI