der wochenendkrimi
: Wahlwerbung

Tatort: Eine ehrliche Haut, So., 20.15, ARD

Politiker sind die optimalen Komparsen. Sie kosten kaum was und stellen sich bereitwillig vor jede Kamera. Den Verantwortlichen für die Berliner Ausgabe der ARD-Krimireihe Tatort, die einen viel schmaleren Etat zur Verfügung haben als die Kollegen anderer Sendeanstalten, kommt das entgegen. Oft sieht man hier Politiker, die Politiker spielen. Das lenkt ein bisschen von den Verfolgungsjagden ab, die aufgrund der Produktionsbedingungen stets unfreiwillig komisch wirken.

Die aktuelle Folge, in der ein Nachwuchspolitiker ins Räderwerk der Berliner Medienrepublik gerät, ist wieder ein typischer Hauptstadt-Tatort – mit lächerlichen Stunts (Dominic Raacke krallt sich auf dem Autodach fest) und Polit-Komparserie (Laurenz Meyer bei Sabine Christiansen). Dass man dem schlichten Verschwörungsthriller von Ralph Bohn folgen mag, liegt an Heikko Deutschmann, der dem Gutmenschen tragische Größe verleiht. Mit Britpop-Pony im Gesicht und Breitwand-Soundtrack im Rücken kämpft er gegen Parteifilz und andere Schweinerein.

Am Ende spricht ihm gar die von Raacke verkörperte charismatische Ermittlerdumpfbacke stellvertretend für alle Politikverdrossenen Lob aus. Kein toller Krimi, aber immerhin ein wirkungsvoller Werbespot, um die Menschen zum Wählen zu animieren.

CHRISTIAN BUSS