Thomas Koschwitz debütiert als Nachfolger von Kurt Lotz

Der ehemalige Gottschalk-Vertreter, Maischberger-Konkurrent und kurzzeitig als möglicher Harald-Schmidt-Erbe gehandelte Thomas Koschwitz moderiert seit gestern das Sat.1-Frühstücksfernsehen. Der bisherige Höhepunkt einer einst doch mal sehr viel mehr versprechenden Fernsehkarriere

Frühstücksfernsehen ist eine vergleichsweise rammdösige Veranstaltung. Das muss so sein. Schließlich ist es gemacht für Menschen, denen frühmorgens nichts Besseres einfällt, als den Fernsehapparat einzuschalten – und denen es nichts ausmacht, dass sich die Themen und Einspielfilmchen, mit denen da Sendezeit gefüllt wird, fast genauso oft wiederholen wie die Zewa-Softies- und Domestos-Reklamen in den Werbepausen. Das Wichtigste ist sowieso die Uhrzeit in der Bildschirmecke, die einem sagt, wann man zur Arbeit, zur Schule, zum Getränkehändler muss.

Eines der Top-Themen des Sat.1-„Frühstücksfernsehens“ vom gestrigen Freitag jedenfalls war … Thomas Koschwitz. Um kurz nach halb sechs, kurz nach halb sieben und so weiter wurde in der Sendung ein kurzer Beitrag über den kleinen, dicklichen Mann gezeigt, der 1999 mal einen Sommer lang aus Aushilfsmoderator auf dem Sat.1-Frühstücksfernsehsofa saß. Den Grund für die Berichterstattung sah man spätestens dann, wenn der Beitrag wieder mal vorbei war, Koschwitz aber immer noch da: Seit gestern nämlich ist er ganz regulär als Frühstücksmoderator bei Sat.1 angestellt. Gemeinsam mit einer Blonden namens Bettina Cramer soll Koschwitz die Zuschauer „montags bis freitags von 5.30 Uhr bis 9 Uhr fröhlich in den Tag begleiten,“ wie Sat.1 schreibt. Und das mindestens ein Jahr lang.

Man kennt ihn flüchtig, den 172 Zentimeter kleinen Mann mit den wenigen Haaren auf dem Kopf, der mittlerweile schon zehn Jahre lang im Fernsehen ist. Ein netter Typ vielleicht. Nur wirklich erste Wahl war so ein Koschwitz nie – und irgendwie auch nicht wirklich erfolgreich: Angefangen damals, Mitte der 90er, als RTL noch nicht wusste, dass man für eine Late-Night-Show Harald Schmidt verpflichten muss, und es deshalb zunächst mit Thomas Gottschalk versuchte, durfte Koschwitz ihn vertreten. Dann, als RTL das mit Harald Schmidt immer noch nicht wusste, moderierte Koschwitz dort die „Nachtshow“. Mit den Jahren kamen noch ein paar andere Formate hinzu: „Jetzt sind Sie dran“, „Hast du Worte?“ (beides Sat.1), „Du mich auch!“ (SWR) oder „Was macht eigentlich …“ (Kabel 1). Aber auch an die kann man sich irgendwie nicht wirklich gut erinnern.

Seine kurzen Polittalks namens „Koschwitz“ beim Info-Kanal N 24 waren besser als ihr Ruf, hatten aber dennoch gegen „Maischberger“ bei n-tv keine Chance. Schlagzeilen machte Koschwitz nur, als vor einiger Zeit bekannt wurde, dass er im Baumarkt eine Zange … – aber nein, nicht einmal das: Schlagzeilen machte Koschwitz nur, als er am 4. Oktober 2002 mit 46 Jahren einen Schlaganfall hatte. Das macht ihn in der Bild-Zeitung wenigstens kurzzeitig zum „TV-Star“. Und zuletzt wurde immerhin spekuliert, dass Koschwitz es vielleicht doch noch mal als Late-Night-Mann probieren dürfe. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen ist aus dem Gottschalk-Vertreter, Maischberger-Konkurrenten und möglichem Harald-Schmidt-Erben der Nachfolger eines gewissen Kurt Lotz geworden.

Und so saß er dann da, bei seinem gestrigen Debüt – dort, wo normalerweise aufstrebende Jungtalente ausprobiert werden: im grauen Anzug, lächelnd, professionell, gelegentlich vielleicht auch etwas zu (!) breitbeinig neben der Kollegin Cramer und, wie er selber eingestand, auch etwas zu dick. Andererseits wirkte er mit seinem Drei-Tage-Kinnbart und den schmalen Äuglein unrasiert und verquollen genug für die frühe Stunde. Ein Look, der schon deshalb ziemlich praktisch ist, weil der schlafestrunkene Zuschauer es dadurch manchen Anmoderationen und Interviews kaum anmerken dürfte, wenn sie gar nicht live vor der Frühstücksfernsehkamera stattfänden, sondern nur so tun, als ob, gell?CHRISTOPH SCHULTHEIS