zahl der woche
: Schweizer Bankiers bangen um deutsches Schwarzgeld in ihren Depots

Mit einem Koffer voller Geldscheine in Basel, Genf und Chiasso oder über den Flughafen Zürich einreisen und dann das Geld bei einer Schweizer Bank auf einem anonymen Konto deponieren: Hunderttausende Bürger aus Deutschland, Europa oder auch den USA haben auf diese Weise in den letzten Jahrzehnten ihr Geldvermögen erfolgreich der Besteuerung im eigenen Land entzogen. Dazu kam umfänglich schmutziges Geld aus Drogenhandel und organisierter Kriminalität.

Experten schätzen, dass allein aus Deutschland rund 100 Milliarden Euro schwarz in die Schweiz geschafft wurden – etwa ein Zehntel der Summe, die deutsche Staatsbürger vermutlich im Ausland verstecken. Das ist denn auch die Summe, die nun theoretisch nach Deutschland zurückfließen könnte: Denn seit Anfang des Jahres gilt Eichels neues Steueramnestiegesetz.

Wie viel deutsches Geld genau dort liegt, ist von den Schweizern nicht zu erfahren. Nur zwei Zahlen nennt die Schweizer Bankiersvereinigung offiziell: Insgesamt lagern derzeit 3,4 Billionen Franken (2,3 Billionen Euro) von ausländischen Kunden in Schweizer Banken. Und die Bankiers kassieren dafür pro Jahr ein Prozent Gebühren – satte 23 Milliarden Euro.

Alle Aufschlüsselungen der ausländischen Geldanlagen nach Herkunftsländer beruhen auf Schätzungen. Daher ist kaum kalkulierbar, wie viel bislang vor dem deutschen Fiskus verstecktes Geld in Folge der Steueramnestie aus der Schweiz zurückfließen wird.

Hinter vorgehaltener Hand verweisen Schweizer Banker dabei mit Sorge auf das Beispiel Italien. Das Land hatte bereits Ende 2001 eine Steueramnestie verkündet, „zurückgebrachte“ Gelder wurden hierbei mit einer Abgeltungssteuer von lediglich 2,5 Prozent belegt. Daraufhin flossen in 12 Monaten knapp 60 Milliarden Euro zurück – davon über die Hälfte aus der Schweiz. Der italienische Fiskus kassierte davon immerhin noch rund 1,5 Milliarden Euro.

Beruhigend für die Schweizer Bankiers wirkt dagegen die Höhe der deutschen Abgeltungssteuer: Sie liegt mit 25 Prozent zehnmal so hoch wie in Italien. Und gilt auch nur für 2004 deklariertes Geld, im ersten Quartal 2005 steigt der Satz sogar noch auf 35 Prozent. Das sei zu unattraktiv, um nennenswerte Abflüsse deutscher Steuerfluchtgelder aus der Schweiz zu verursachen, heißt es in Bankierskreisen. Finanzexperten wie der Züricher Wirtschaftsprofessor Hans Geiger rechnen dagegen mit erheblichen Rückflüssen. Denn vor allem für Besitzer großer Vermögen sei eine Offenlegung gegenüber dem deutschen Fiskus bei gleichzeitiger Amnestie selbst bei einer Abgeltungssteuer von 25 Prozent attraktiver als das fortgesetzte Geldverstecken in der Schweiz mit erhöhtem Strafrisiko nach Ablauf der Erklärungsfrist Ende März 2005.

ANDREAS ZUMACH