Der Hafenwirtschaft übel mitgespielt

Die Umschlagszahlen im Hamburger Hafen steigen deutlich langsamer als bisher. Der Hauptgrund ist die wegen der Olympischen Spiele gedrosselte Produktion in China. Die Elbe soll trotzdem ausgebaggert werden

Der Hinweis auf die globale Wirtschaftskrise darf nicht fehlen, wenn die Spitzen des Transportgewerbes zusammensitzen. Und dennoch vermochte Klaus-Dieter Peters am Donnerstag, einen Silberstreif an den Horizont zu malen: „Der Hamburger Hafen wächst trotz Wirtschaftskrise“, verkündete der Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg auf der jährlichen Mitgliederversammlung in der Hansestadt. Allerdings wachse er langsamer als prognostiziert.

In den ersten acht Monaten dieses Jahres sei der Gesamtumschlag um etwa zwei Prozent gestiegen, im vorigen Jahr lag die Rate noch bei 5,2 Prozent. Dennoch geht Peters davon aus, „dass mittel- bis langfristig der Gesamtumschlag wieder überproportional steigen wird“.

Einen Grund für die unbefriedigende Entwicklung sieht die Hafenwirtschaft in den Olympischen Spielen in Peking im August. In der Hauptstadt und mehreren anderen Olympiastädten im Reich der Mitte waren tausende Industriebetriebe monatelang stillgelegt worden, um Sportlern und Touristen eine halbwegs akzeptable Luftqualität bieten zu können. „Diese gedrosselte Produktion im Vorfeld der Olympiade hat zu einem geringeren Wachstum des Chinaverkehrs geführt“, sagt Peters.

Mit einem Anteil von mehr als 30 Prozent am Containerumschlag ist China der mit Abstand wichtigste Handelspartner des Hamburger Hafens. Deshalb würden sich „ökonomische Veränderungen in der chinesischen Wirtschaft unmittelbar auswirken“. Weitere Gründe seien die aktuell kritische Wirtschaftslage und ein stärkerer Wettbewerb zwischen den Reedereien.

Dennoch geht Peters davon aus, dass im Jahr 2015 an den Terminals der Hansestadt rund 18 Millionen Container umgeschlagen werden. Im vorigen Jahr war mit 9,9 Millionen Blechkisten nur knapp die Schallgrenze verpasst worden, die im laufenden Jahr jedoch übersprungen werden dürfte. Deshalb beharre der Unternehmensverband auf der „zügigen Anpassung der Infrastruktur“. Dies gelte vor allem für die geplante Ausbaggerung der Elbe, den Ausbau der Terminalkapazitäten und des Straßen- und Schienennetzes für den Gütertransport.

Deshalb sollten die norddeutschen Länder gemeinsam beim Bund mehr Mittel für den Ausbau der Hinterlandanbindung und der seewärtigen Zufahrten einfordern, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU) als Gastredner beim Hafenverband. Vordringlich sei zudem eine verstärkte Hafenkooperation Hamburgs nicht nur mit Lübeck, sondern auch mit Kiel und den anderen schleswig-holsteinischen Häfen. Denn jeder dritte in Hamburg umgeschlagene Container sei für den Ostseeraum bestimmt. Sven-Michael Veit