Islamistenchef mit Sympathien für Ussama

Mullah Krekar, der geistige Führer der islamischen Gruppe Ansar al-Islam, wird erneut in Norwegen verhaftet

Mullah Krekar gab sich am vergangenen Samstag nach dem Gerichtstermin zuversichtlich. „Sie können mir nichts vorwerfen“, erklärte er dem Al-Arabija-Reporter. „Am Montag werde ich freigelassen. Inschallah.“ Der Mullah, der sich „geistiger Führer“ der fundamentalistischen islamischen Organisation Ansar al-Islam nennt, kennt die Prozedur. Im März vergangenen Jahres hatte er schon einmal in diesem Osloer Gerichtssaal gesessen. Er war wegen Terrorverdacht in Untersuchungshaft genommen, aber einen Monat später wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Hinter der jetzigen Festnahme sollen norwegischen Medien zufolge dringende Ersuchen aus Deutschland und den USA stehen. Auch Brynjar Meling, Krekars Rechtsanwalt, geht „davon aus, dass man einen Zusammenhang zwischen ihm und dem möglichen Attentatsversuch in Hamburg herstellen will.“

Najmuddin Faraj Ahmad, wie der 48-Jährige aus dem nordirakischen Kurdistan mit bürgerlichem Namen heißt, war 1991 als politischer Flüchtling nach Norwegen gekommen. In seiner Rolle als militärischer Führer einer fundamentalistischen islamischen Gruppierung war es für ihn und seine Familie dort angeblich zu gefährlich geworden.

Das hinderte ihn nach erteiltem Asylstatus aber nicht, sich dort weiterhin zeitweise aufzuhalten. So zeigen ihn Videoaufnahmen 1993 bei Kämpfen seiner Guerillagruppe mit Anhängern von Dschal Talabani (Patriotische Union Kurdistans, PUK). Im irakisch-iranischen Grenzgebiet baute er in den Neunzigerjahren eine militant-islamistische Gruppe, die Ansar al-Islam, auf. Diese kontrollierte von Herbst 2001 bis zum Ausbruch des Irakkriegs das Gebiet rund um Biara.

Krekars Gruppe war in Aktionen gegen die PUK verwickelt. Zudem wurden Verbindungen zu al-Qaida und Saddam Hussein behauptet. Krekar hat alle derartigen Vorwürfe zurückgewiesen, aus seiner Bewunderung für Ussama Bin Laden aber nie ein Hehl gemacht.

Die USA behaupten, Ansar al-Islam unterhalte im Nordirak nach wie vor ein Ausbildungslager für Terroristen, und werfen ihr u. a. vor, hinter dem Bombenanschlag auf die jordanische Botschaft in Bagdad im August zu stehen. Im September war US-Justizminister John Ashcroft in Oslo wegen einer Auslieferung Krekars an die USA vorstellig geworden. Diese lehnte Oslo mangels einer rechtlichen Grundlage ebenso ab wie ein formales Auslieferungsbegehren Jordaniens wegen Drogenhandel.

Norwegische Medien wollen von Verfassungsschutzerkenntnissen wissen, wonach Krekar versucht habe, in Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden neue Anhänger zu rekrutieren. Rokosch Ahmed, Krekars Ehefrau, vermutet die PUK als Quelle der ständigen Terrorvorwürfe gegen ihren Ehemann: „Sie haben Angst, weil der Islam immer stärker wird, und fabrizieren falsche Anschuldigungen“, erklärte sie der Osloer Tageszeitung Aftenposten. REINHARD WOLFF