Riester-Rente kann nachhaltig sein

Öko-Institut durchleuchtet den Rentenmarkt und findet 14 sozial und ökologisch vertretbare Investmentprodukte

MÜNCHEN taz ■ Wer privat für sein Alter vorsorgen will, der kann derzeit unter mehr als 3.500 Investitionsprodukten auswählen. Wer seine Riester-Rente aber nicht mit Hilfe von Rüstungsindustrie oder Gentechnik erwirtschaften will, der hat es schwer. Denn es gibt bislang kaum Informationen zu nachhaltigen Rentenprodukten. Nun bekommt der Anleger Hilfe vom Freiburger Öko-Institut. Die Wissenschaftlerin Kathrin Graulich hat in ihrer Studie „Private Altersvorsorge – auf dem Weg zur Nachhaltigkeit“ 14 Produkte zusammengetragen, die ökologischen, sozialen und ethischen Anforderungen entsprechen.

Gerade die langfristig angelegten Altersvorsorgeprodukte eignen sich sehr gut für nachhaltige Geldanlagen – die übrigens keine schlechtere Rendite bringen, als normale Rentenfonds. Zu den in der Studie vorgestellten Produkten zählen beispielsweise die Altervermögens-Rente der oeco capital Lebensversicherung AG oder die SEB Plus Rente Dynamik der SEB AG. Auch Ökotest und Finanztest haben solche nachhaltigen Angebote und ihre Kriterien schon mehrmals unter die Lupe genommen: Die Union Investment setzt beispielsweise auf Werte aus dem Dow-Jones-Sustainability-Index. Beim Panda-Renditefonds gibt der WWF die Richtlinien vor. Dieser Fonds ächtet als einziger auch Gentechnik in der Pharmazie und Tierversuche in der Kosmetikherstellung.

Einige Anbieter stellen auch eigene Kriterien für das Investment auf. SEB und Sarasin investieren etwa in Unternehmen, die zwar Kinder beschäftigen, diese aber nicht ausbeuten. Fossile Energien sind auch nicht immer tabu, und ob Aktien aus einem Land, das die Todesstrafe verhängt, nachhaltig sind, wird ebenso individuell gehandhabt.

Dieses Wirrwarr verunsichert den Verbraucher, der eigentlich sehr viel Wert auf die Nachhaltigkeit einer Geldanlage legt. Aktienfonds den „moralischen“ Puls zu fühlen liegt vor allem bei Jüngeren im Trend. Gemäß einer Umfrage des Finanzdienstleisters Delta Lloyd interessieren sich drei von vier unter Dreißigjährigen für das ethisch-ökologische Engagement von Firmen. Jeder vierte Anleger würde sogar auf seine Rendite verzichten, wenn er wüsste, dass er mit seinem Kapital weder Kinderarbeit noch Umweltverschmutzung unterstützt.

Dass derzeit trotzdem kaum solche Produkte verkauft werden, liegt laut Kathrin Graulich unter anderem an der zurückhaltenden Vermarktung durch die Anbieter. Die trauen sich noch nicht, sozial-ethische Produkte an die große Glocke zu hängen, weil das Nachhaltigkeitskonzept nur schwer greifbar ist. Dieses Untersuchungsergebnis wird auch durch eine Studie der Nachhaltigkeits-Research-Agentur scoris bestätigt.

Kathrin Graulich fordert daher einerseits, dass es mehr Anlegerbefragungen geben müsse, damit die Fondsmanager Anhaltspunkte haben. Eine Befragung im Jahre 2001 ergab beispielsweise, dass mehr als 70 Prozent der Anleger nur in nachhaltige Fonds investieren wollen, die Kinderarbeit, Rüstung, Gentechnik und Tierversuche ächten. Mehr als 80 Prozent wollten Unternehmen unterstützen, die sich für die Umwelt und ihre Mitarbeiter engagieren sowie Frauen fördern und eine aktive Verbraucherinformationspolitik betreiben. Zudem hält sie die Einführung eines einheitlichen Labels für dringend notwendig, das den Kapitalanlegern eine festgelegte Mindestqualität garantieren könnte.

KATHRIN BURGER