Eindeutig beschissene Lage

Im Peter-Lustig-Ton: Senatorin Röpke verteidigt die Schließung des Huchtinger Jugendgruppenhauses „Mix Box“

„... aber wir kriegen das mit dem Haushalt 2003 einfach nicht gebacken“

taz ■ Aus den Räumen der „Mix Box“ dröhnt Gangster-Rap. Bevor Bremens Jugendsenatorin Karin Röpke (SPD) auftaucht, will die Drei-Mann-Band H-City noch ein bisschen Stimmung machen. Rund dreißig Jugendliche wackeln dazu anerkennend mit den Köpfen. Röpke sollte es am vergangenen Freitagnachmittag nicht leicht haben: Das Huchtinger Jugendgruppenhaus „Mix Box“ ist nämlich Anfang Februar dichtgemacht worden. Die betroffenen Jugendlichen wollen ihren Protest und die lange aufgestauten Frustrationen jetzt dringend bei der verantwortlichen Polit-Frau los werden.

„Die „Mix Box“ ist so wichtig. Hier arbeiten wir an Projekten, und was zu essen kriegen wir auch, erklärt die 14-jährige Olga Erdmann. „Viele kommen fast jeden Tag nach der Schule in die Mix Box“. Sozialarbeiterin Petra Brandt unterstützt Olga und ihre FreundInnen nach Kräften: „Hier kommen so viele verschiedene Gruppen und Nationalitäten gut miteinander aus. Das ist eine absolute Besonderheit.“

Rund 70 Jugendliche zwischen 12 und 20 kommen regelmäßig in den Treff, um dort gemeinsam zu chatten, zu spielen oder sich an diversen Projekten wie zum Beispiel einer Tanzgruppe zu beteiligen. Das Hauptproblem existiert allerdings schon seit Gründung der „Mix Box“ vor vier Jahren: Von Anfang an fehlte eine feste Stelle. Sechs ABM-Kräfte gaben sich die Klinke in die Hand und hatten so massive Probleme ein Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen aufzubauen. Die Forderung an Röpke ist deshalb klar: „Um die Mix Box wieder aufmachen zu können brauchen wir eine feste halbe Stelle – die 20.000 Euro im Jahr müssten doch noch drin sein“, findet Brandt.

Das sieht die inzwischen eingetrudelte Jugendsenatorin allerdings ganz anders. „Die Lage ist eindeutig beschissen, aber wir kriegen das mit dem Haushalt 2003 einfach nicht gebacken“, rechtfertigt sich Röpke, die angestrengt kumpelnd darum ringt den Ton der Jugendlichen zu treffen. „Der Etat geht zum Beispiel für die Wirtschaft drauf, die schaffen dann Arbeitsplätze, und arbeiten wollt ihr doch später auch mal, oder?“, fährt sie im kindgerechten Peter-Lustig-Tonfall fort. Röpke erntet dafür nur Gegröle. Der 16-jährige Cengiz Kan ist sauer: „Die „Mix Box“ ist wichtig für uns. Durch die Schließung könnte die Jugendkriminalität hier wieder ansteigen. Das ist es doch echt nicht wert.“

Da Röpke hart bleibt, plant Sozialarbeiterin Brandt schon mal den nächsten Rettungsversuch: „Nächste Woche kommen wir einfach alle in den Jugendhilfausschuss“, sagt sie – und blickt doch in viele entäuschte Gesichter, denn die Kids hatten mit einer besseren Nachricht gerechnet. Nina Krüger