Interview mit Ernst-August Heinemeyer
: Umweltfachmann sieht Flussbadpläne skeptisch

Chlor- oder Öko-Planschen?

Aus dem Stadionbad soll ein „Naturbadeteich“ werden – das plant zumindest der Beirat Mitte/Östliche Vorstadt. Anstatt eines gechlorten, aber nach Sanierungsplänen geschrumpften Freibades verspricht sich der Beirat von dem ökologischen „Flussbad“ reduzierte Betriebskosten bei gleichzeitig ganzjähriger Öffnung als Kinderspielplatz (die taz berichtete). Das Konzept bringe Hygiene-Probleme mit sich, sagt Ernst-August Heinemeyer, Leiter des niedersächsischen Landesumweltamtes in Aurich.

taz: Was ist überhaupt ein „Naturbadeteich“?

Ernst-August Heinemeyer: Das ist ein Freibad, das zu einem Naturbad umgebaut worden ist. Von der Optik her ist der Eindruck recht natürlich: Es entsteht ein relativ nährstoffarmer, kleiner See, der auch wunderbar klares Wasser haben kann. Auch die chlorfreie Aufbereitung des Wassers ist für viele Befürworter ein Argument. In Niedersachsen war mehreren Gemeinden der Betrieb ihres Freibades zu teuer geworden. Durch den Umbau versprachen sie sich eine Kostenreduktion.

Wie das?

Man spart sich eine Reihe technischer Einrichtungen für die Chlorung und sonstige Wasseraufbereitung über Filtrationsanlagen und Heizung. Allerdings entstehen auch Kosten für die Technik eines Badeteiches. Für die biologisch-mechanische Aufbereitung muss das Wasser umgewälzt und gefiltert werden. Der Prozess muss überwacht werden, bestimmte Temperaturen dürfen nicht überschritten werden. Naturbadeteiche brauchen viel Pflege!

Warum braucht man eine Richtlinie für die Naturbadeteiche?

Es kann Hygieneprobleme geben. Wir haben festgestellt, dass ein Naturbadeteich nicht die Sicherheit eines Chlorbades hat. Die Filtration durch Schilfbeete etwa ist zwar recht effektiv, aber das Wasser, das von einem vor mir Schwimmenden verschmutzt wird, bleibt erst mal eine Zeit lang schmutzig.

Wie groß ist denn das Gesundheitsrisiko?

Ich halte es für nicht sehr groß. Aber an den Orten, wo ein Badeteichen eingerichtet werden sollte, drehte sich die Diskussion genau darum. Immerhin kann es möglicherweise zu Durchfällen, Unwohlsein, Fieber oder Kopfschmerzen kommen. Aber das sind Zustände, die auch aus normalen Bädern nicht unbekannt sind.

Täglich sollen bis zu 3.500 Besucher das neue Freibad in der Mitte der Stadt benutzen. Halten sie das Teichkonzept für Bremen für tauglich?

Ich kenne das Bremer Konzept nicht, stelle mir aber vor, dass eine Großstadt wie Bremen auf ein zentrales Chlorbad nicht verzichten kann.

Warum?

Es wird immer viele Menschen geben, denen das Konzept nicht zusagt. Selbst bei guter Wartung ist es schwierig, die Verschmutzung, die so hohe Besucherzahlen mit sich bringen, unter Kontrolle zu halten. Das gilt jedoch auch für gechlorte Bäder. Aber die lassen sich meist besser unter Kontrolle halten und sind nach einer Über-Nacht-Chlorung und Frischwasserzusatz einigermaßen brauchbar.

Ihr Fazit?

Ich persönlich empfehle solche Bäder vor allem für kleine Gemeinden, die sich die Frage stellen: entweder einen Badeteich oder gar kein öffentliches Bad mehr. Für derart hohe Besucherzahlen fehlen uns noch die Erfahrungen, wobei die außerordentliche Größe des Bades aber von hygienischem Vorteil sein wird.Interview: Kai Schöneberg