Atomare Rivalen suchen Dialog

Heute Gipfeltreffen zwischen indischem Ministerpräsidenten Vajpayee und Pakistans Präsidenten Muscharraf. Neue Hoffnung auf Entspannung auch im Kaschmir-Konflikt

ISLAMABAD dpa/rtr ■ Die rivalisierenden Atommächte Indien und Pakistan haben für Montag ein Gipfeltreffen vereinbart. Das Treffen nährt Hoffnungen auf eine weitere Entspannung des wegen des Kaschmir-Konflikts angespannten Verhältnisses der südasiatischen Nachbarn. Ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums teilte am Sonntag mit, Präsident Perves Muscharraf werde den indischen Ministerpräsidenten Atal Behari Vajpayee auf dessen Bitte hin treffen. Zuvor hatte sich Vajpayee bereits mit seinem pakistanischen Kollegen Sarafullah Khan Dschamali zu einem Gespräch unter vier Augen in Islamabad getroffen. Das Treffen fand am Rande des Südasiengipfels in der pakistanischen Hauptstadt statt. Seit dem Frühjahr entspannen sich die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan.

Vajpayee reiste wegen des bis Dienstag dauernden Gipfeltreffens erstmals seit fünf Jahren ins Nachbarland. Vor dem Gipfel hatten Indien und Pakistan wieder Bus- und Flugverbindungen aufgenommen, Züge sollen ab Mitte Januar verkehren. Seit November wird zwischen den Truppen beider Staaten in Kaschmir eine Waffenruhe eingehalten.

Indiens Außenminister Yashwant Sinha sagte nach dem Treffen der Regierungschefs, man sei sich einig, über Wege zu reden, den Dialog fortzusetzen. Sein pakistanischer Amtskollege Churschid Mehmud Kasuri sagte: „Die ganze Skala der bilateralen und multilateralen Themen wurde besprochen.“ Die Atmosphäre sei „herzlich“ gewesen.

Der Auftakt des Gipfels der Südasiatischen Vereinigung für regionale Zusammenarbeit (Saarc) wurde von Aufrufen zur Versöhnung geprägt. „Wir müssen entschieden den Übergang schaffen von Misstrauen zu Vertrauen, von Zerstrittenheit zu Übereinstimmung, von Spannung zu Frieden“, sagte Vajpayee. „Wir sollten unsere religiösen, sprachlichen, ethnischen und kulturellen Bindungen erneuern, um Armut, Krankheiten und Hunger zu überwinden.“ Die Präsidentin von Sri Lanka, Chandrika Kumaratunga, sagte: „Unsere Gebete und guten Wünsche werden in diesem historischen Moment in den indisch-pakistanischen Beziehungen mit ihnen sein.“ Der Saarc gehören Pakistan, Indien, Bhutan, die Malediven, Sri Lanka, Bangladesch und Nepal an. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 drei Kriege geführt, zwei davon um Kaschmir. 2002 standen die beiden Atommächte kurz vor einem erneuten Waffengang.