montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
:

Frankreich und Deutschland – zwei Stimmen im Herzen des alten Europa. Das nun pocht, hämmert, flattert ob der Kritik, die über den großen Teich schwappt. Frankreich und Deutschland – eine entente cordiale, die schon 1968, als auch ich leider noch zu den Linken gehörte, von den Rebellen links und rechts des Rheins eingeübt wurde. Erinnern wir uns nur an den Handschlag zwischen Daniel Cohn-Bendit und Ludwig Marcuse, der ein Diaphragma zum Bund der alten Männer de Gaulle und Adenauer bilden sollte. Doch scheiterten die Linken an der Sprache, der Zunge, den Worten, heißt doch „non“ nicht „nein“. Die Weigerung der Deutschen, der französischen Abkehr von Amerika zu folgen, verursachte einen tiefen Riss zwischen den Erben der europäischen Spaltung, die Schröder und Chirac nun endgültig besiegeln. Mit lauter Stimme mahnt der Franzose den neuen Osten, den sein Vis-à-vis leise in die Europäische Union tragen will. Frankreich, Deutschland, Europa: zwei Stimmen, ein Riss.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.