Der Bulldozer Gottes

Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: George „Son of a“ Bush

Die Leute im alten Europa denken zu viel mit dem Kopf, findet George W. Bush

„Lass uns Ussama Bin Laden fangen und einen Bulldozer tagelang über ihn hin- und herfahren, bis er tot oder lebendig ist! Lass uns aus Saddam Hussein eine Knackwurst machen, die wir im Höllenfeuer unserer Bomben braten! Lass uns Nordkorea in einen Klumpatsch verwandeln, in den wir reinpissen, bis der letzte Kommunist ersoffen ist! Lass uns allen Feinden Amerikas in den Arsch treten, bis unsere Stiefelspitze vorne rausschaut, o Herr! Amen.“

George W. Bush beendet das Gebet am Kabinettstisch, entfaltet routiniert seine Hände und beginnt das Regieren, nachdem er rasch noch eine Fliege, die über seine Arbeitspapiere krabbelte, totgegeschlagen hat. Vizedick Richard Cheney, Außenmini Colin Powell, Sicherheitssirene Condoleezza Rice und Rumsminister Donald Rumsfeld, der schon als Kind am liebsten Schmetterlingen die Flügel ausriss, Ameisen mit Backpulver zum Platzen brachte, Würmer entzweischnitt und Käfer platt trat, lösen sich aus ihrer meditativen Versenkung und berichten dem amerikanischen Präsidenten nun, welche Todesarten sie für besonders schmerzhaft, widerlich und angemessen halten – es geht um die Frage, welchen Kurs die USA gegen die europäischen Weichduscher und Warmeier einschlagen sollen.

Mit einer Mischung aus Verachtung, Hass und Abscheu betrachtet Amerikas Regierung das alte Europa. Die Leute dort denken zu viel mit dem Kopf, findet Bush. Für ihn ist der hohe Menschenverbrauch bei einem Krieg gegen den Irak kein Gegenargument, denn als überzeugter Christ ist es seine Mission, das Übel in der Welt zu pulverisieren, die Achse des Bösen von Kopf bis Fuß auszuräuchern und schlimme Individuen genüsslich in Scheiben zu schneiden, um ihnen hinterher zu vergeben.

Während die aufgeregte Weltöffentlichkeit seit Wochen aus allen Poren schwitzt, geht in Washington niemand mit einer nassen Unterhose herum, wenn sich jetzt G. Bush anschickt, Saddam Hussein den Schnurrbart abzurasieren und öffentlich um eine Straßenlaterne im Zentrum Bagdads zu wickeln. Dabei geht es Bush nicht, wie spitze Mäuler behaupten, um Öl, sondern um die reale Gefahr einer latenten Bedrohung des Weltfriedens durch das potenzielle Risiko einer nicht ganz auszuschließenden Möglichkeit im Rahmen eines immerhin denkbaren Szenariums auch gerade für die Weltwirtschaft, die schließlich Öl unterm Dampfkessel der Ökonomie braucht.

Am 6. Juli 1946 geboren und in Texas aufgewachsen, kennt George Doppel-W Bush den Geruch und Geschmack von Öl seit dem Babyschnuller. Von klein auf sauber gekleidet, zu Leistung, Respekt und Anstand erzogen, durchleidet er eine unglückliche Kindheit und schafft es nie, seinem Übervater George Bush, der ihm nicht mal einen eigenen Vornamen gönnte, ins Gesicht zu pinkeln. Bush sen. war in allem besser: Ein dekorierter Weltkrieg-II-Held (während der Junior vom Vietnamkrieg erst hörte, als es zu spät war, er hatte einfach zu viele Probleme mit sich selbst in dieser Zeit); ein sieggewohnter Baseballsportler (während der Filius nie die Regeln begriff und nur die Toiletten in den Umkleidekabinen putzen durfte); ein erfolgreicher Ölgeschäftsmann, der jede Nacht schwere Truhen voller Dukaten heimschaffte (mit denen er später immer wieder seinen bankrotten Sohn aus der Betonmischmaschine der Gläubiger freikaufen musste); ein knallharter Ehemann, der bedenkenlos sechs Kinder in diese grausame Welt setzte (Bush jun. dagegen nur zwei, d. h. eigentlich eins, seine Töchter sind ja Zwillinge); und ein US-Präsident, der schon 1991 beinah das Land zwischen Euphrat und Tigris vom Irak befreit hätte. Auch Bush jun. konnte 40 Jahre lang viel: viel saufen und viel rauchen. Am 27. Juli 1986 aber erschien ihm nach einer gewaltigen Sause der leibhaftige Jesus, rührte angeekelt in seinem Erbrochenen und sprach zu ihm: „Mann, bist du ein Arsch!“ Da erkannte Bush, der gerade seine Ölfirma in den Wind gesetzt hatte, dass Geld nicht alles im Leben ist, sondern Macht auch schön ist, und der Ruf des HErrn erscholl in seinem Inneren, wo immer das auch war. George „Walker“ Bush machte sich auf den Weg, hängte Tabak und Schnaps an den Nagel, wurde moralisch, und seit er als Nachfolger Bill Clintons ins Weiße Haus umgezogen ist, wird dort weder getrunken noch geraucht, noch an fremden Schniepeln gelutscht.

„Was würde Jesus tun?“, fragt sich Bush jeden Tag, den die Nacht werden lässt, und Jesus antwortet: Gib deiner Frau einen Kuss! Aber Bush weiß auch so, dass der Heiland heute nicht die rechte Arschbacke hinhielte, sondern zur Knarre griffe, wenn es gilt, die Welt zu erlösen. Schon als Bush Gouverneur in Texas und Herr über Leben und Tod war, gab Jesus ihm die Kraft, die Bösewichter Stück für Stück auszuradieren, und seit dem 11. September 2001, den Bush nicht so schnell vergisst, hetzt er weltweit das Schlechte über den Globus, räumt jesusmäßig unter den sechs Milliarden Schurken auf und lässt sich selbst von einer mordlustigen Brezel nicht aufhalten. Und George Bush II. ist sicher: Auch Saddam Hussein wird ihm nicht im Hals stecken bleiben. PETER KÖHLER