Der Maulwurf gräbt im Verborgenen

Seit Jahrzehnten plant Köln einen U-Bahn-Tunnel durch die Innenstadt. Nach Protesten und Einspruchverfahren wird er jetzt gebaut, für 630 Millionen Euro – weit teurer als geplant. Wie das Geld im Detail ausgegeben wird, will die KVB nicht sagen

von SEBASTIAN HEISER

Ab 2010 wird alles besser, sagt die KVB. Der neue U-Bahn-Tunnel wird die Alt- und Südstadt besser anbinden, die Fahrt vom Breslauer Platz zum Chlodwigplatz dauert nur noch 6 Minuten und die KVB erhofft sich mehr Fahrgäste. Die Nord-Süd-Stadtbahn wird „das Stadtleben in Köln für alle bereichern“.

Roland Schüler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Köln mag daran nicht glauben. Der VCD hatte gegen den Tunnel argumentiert: Für viel weniger Geld könnte die Stadt eine zum Teil oberirdische Trasse entlang des Rheins bekommen. Zu weit außerhalb, meint die KVB. „Inzwischen fügen wir uns dem Unabänderlichen“, sagt Schüler. „Die Verantwortlichen sind wie Maulwürfe in ihrem Tunnel gefangen und lassen sich nicht ans Licht zerren.“

630 Millionen Euro wird der U-Bahn-Tunnel kosten, nur 10 Prozent davon bezahlt die Stadt Köln, den Rest NRW und der Bund. Die Strecke führt unterirdisch vom Breslauer Platz via Rathaus und kreuzt dann die Haltestellen Heumarkt und Severinstraße. Weiter südlich in der Severinstraße entsteht die Haltestelle Kartäuserhof, dann kreuzt der Tunnel den Chlodwigplatz und endet mit den Haltestellen Bonner Wall und Marktstraße in Raderberg. In zwei weiteren Schritten soll die Strecke oberirdisch entlang der Bonner Straße bis zur Militärringstraße/Autobahn 555 verlängert und die Linie 16 nach Bonn in den Tunnel umgeleitet werden.

Der Traum von der U-Bahn durch die Innenstadt ist alt. Schon beim Bau der Trasse unter dem Hauptbahnhof Ende der Sechzigerjahre wurde eine Abzweigung für diese Strecke eingebaut. 1992 beschloss der Rat die Trasse, 1998 nahm der Landtag die Strecke in den „ÖPNV-Bedarfsplan“ auf. Im Juni 2002 kam dann die Planfeststellung, also Baugenehmigung. In diesem Frühjahr bewarben sich drei Baukonsortien um den Bau der Tunnel. Die Stadt gab Bilfinger Berger den Zuschlag für das längere Südstück und Hochtief für das kompliziertere Nordstück.

Von Anfang an regte sich Widerstand gegen den Tunnel. Der VCD monierte die hohen Kosten der größtenteils unterirdischen Arbeiten. Behindertenverbände forderten zwei Fahrstühle pro Station und einen möglichst kleinen Spalt zwischen Bahnsteig und Waggon, um besser in die Bahn einrollen zu können. Die Geschäftsleute im Severinsviertel befürchteten zuerst Behinderungen für ihr Viertel. Seit der Bau endgültig beschlossen ist, hat der Widerstand sich aber stark gelegt und auch die Geschäftsleute haben sich mit der KVB geeinigt. Die Grünen waren früher gegen diese Strecke, sind aber jetzt in einer Koalition mit der CDU.

Die KVB hofft, dass bis Mai 2004 der Bau beginnen kann – ein Jahr später, als zunächst geplant. Zuerst waren die Angebote der Baufirmen für den Tunnel viel teurer als erhofft, lange Nachverhandlungen folgten. Der jetzige Preis liegt immer noch gut 80 Millionen Euro über der Planung aus dem Jahr 1999. Und dann erhob Walter Bau, die leer ausgegangene Firma, Einspruch wegen angeblicher Verfahrensfehler; nachdem alle Angebote zu hoch lagen, hätte das Projekt neu ausgeschrieben werden müssen. Den Einspruch lehnte die Bezirksregierung zwar dann ab, aber auch das dauerte.

Erstmals bei einem solchen Projekt ist nicht die Stadt, sondern die KVB Bauherrin. Einer der Gründe dafür ist, dass die KVB die Umsatzsteuer abziehen kann. Wie viel Geld die Stadt dadurch spart, sagte KVB-Sprecher Joachim Berger der taz auf Anfrage nicht: „Wir haben das nicht ausgerechnet, und das sind auch interne Dinge der Vertragsgestaltung. Ich gehe nicht davon aus, dass wir das in der Öffentlichkeit darlegen werden.“ Stimmen denn die Presseberichte, wonach die KVB der Stadt ihren Anteil vorstreckt? Berger: „Ich weiß es nicht.“ Und wie viel Steuergelder aus dem Projekt fließen an die Werbefirma „4D Design-Agentur“ und die PR-Beratung „Kohl PR und Partner“? Auch hier nennt Berger keine Zahlen: „Unsere Vertragspartner müssen darauf vertrauen können, dass die Details nicht an die Öffentlichkeit gelangen.“

Infos gibt es im Stadtbahn-Bürgerbüro in der Severinstraße 138.www.nord-sued-stadtbahn.de