Aufs Pferd gesetzt

Marketing für Rassebegriffe: Der Landtag in Hannover muss sich im Januar mit einem warmblütigen Entschließungsantrag der Regierungsfraktionen CDU und FDP plagen

Hannover taz ■ Spätestens seitdem ver.di-Landeschef Wolfgang Denia verkündete, das stolze niedersächsische Ross würde von der CDU/FDP-Landesregierung zum Klappergaul gespart, gilt das Thema „Pferd“ zwischen Harz und Küste als hochgepuscht. Vor allem die CDU hat jetzt gemerkt, das sich mit Warmblütern punkten lässt. Nicht nur, dass Fraktionschef David McAllister jüngst Äpfel und weitere „Leckerli“ an Polizisten und ihre Pferde verteilte, um die Ordnungshüter vor der bösen Kritik zu verteidigen, sie hätten den Landtag wie eine Festung gegen Demonstranten abgeschirmt.

Vom Presseecho ermutigt (die Hannoversche Allgemeine Zeitung brachte die Aktion glatt mit „Mac“ samt Apfel und Gaul auf der Titelseite) legte McAllister ohne jede Not nach. „Wir wollen das ‚Pferdeland‘ Niedersachsen weiterentwickeln“, hieß es in einer vorweihnachtlichten Pressemitteilung. So muss sich der Landtag im Januar mit einem „Pferde-Entschließungsantrag“ von CDU und FDP plagen. „Das in diesem Jahr begonnene Marketing für das ‚Pferdeland Niedersachsen‘ soll unter noch stärkerer Einbindung der niedersächsischen Pferdezucht- und Sportorganisationen fortgeführt werden“, freut sich McAllister. Dazu solle die „Forschung um das Pferd stärker als bisher unterstützt“ werden.

Nach Auffassung von CDU und FDP existierten in Niedersachsen, „das vor allem mit den beiden Zuchtgebieten Hannover und Oldenburg international die Marktführerschaft in der Zucht von Sportpferden erlangt hat, nicht nur große Potenziale für den Tourismus mit dem Pferd, sondern auch für den stärkeren Einsatz von Pferden als Therapiehilfsmittel“. Das Pferd habe „für die Medizin, Pädagogik und Psychologie eine stetig steigende Bedeutung“.

In der Begründung ihrer parlamentarischen Initiative führen die Koalitionspartner an, dass Niedersachsen „schon immer ein Pferdeland gewesen sei“, was nicht zuletzt durch das Landeswappen belegt sei. Die Rassebegriffe „Hannoveraner“ und „Oldenburger“ seien „Markenzeichen“, die über die reitende Bevölkerung hinaus „einen hohen Bekanntheitsgrad“ hätten und „zu erstklassigen Werbeträgern“ für Niedersachsen geworden seien.

Während McAllister daraus schließt, „der Faktor Pferd“ müsse also „stärker in die Entwicklung des ländlichen Raumes eingebunden werden“, schlussfolgert die taz, dass jetzt auch die CDU gemerkt hat, dass Kinder und Tiere einfach immer ziehen.

kai schöneberg