Von der Kunst erfolgreichen Komprimierens

Die Ausbildungslage in Bremen ist längst nicht so rosig, wie eine Mitteilung des Arbeitsressorts suggeriert

Bremen taz ■ Meist lohnt es sich nachzuzählen: Die Zahlen klangen glorreich, als das Arbeitsressort Ende vergangenen Jahres erklärte, dass von 5.109 Ausbildungsplatz-Suchenden in Bremen und 2.302 in Bremerhaven lediglich 145 bzw. weniger als zehn noch „unversorgt“ seien. Der Bremer Arbeitsmarktforscher Paul M. Schröder weist darauf hin, dass längst nicht alle BewerberInnen mit dem versorgt seien, was sie eigentlich wollten, nämlich einem Ausbildungsplatz.

Nur gut ein Drittel der Suchenden haben tatsächlich eine Berufsausbildungsstelle gefunden. Alle anderen sind anderweitig untergekommen – oder eben auch nicht. Entweder sie gehen weiter zur Schule oder sie haben ein Studium begonnen. Viele (nämlich 569 oder elf Prozent in Bremen und 473 oder 20 Prozent in Bremerhaven) besuchen die Berufsfachschule, erlernen dort also einen Beruf, ohne in einen Betrieb eingegliedert zu sein, und haben ergo entsprechend schlechte Berufsaussichten. Andere haben einen Job – ohne Ausbildung – angenommen (je elf Prozent). Dann führt die Statistik des Landesarbeitsamts Niedersachsen-Bremen, die Paul Schröders Quelle darstellt, noch die Kategorien „nach Vermittlungsvorschlag unbekannt verblieben“ sowie „Sonstige“. Die Zahl der „unbekannt Verbliebenen“ beträgt in Bremen 413 (acht Prozent) und in Bremerhaven 79 (3,4 Prozent). Hinter „Sonstige“ (652 bzw. 12,8 Prozent in Bremen und 187 bzw acht Prozent in Bremerhaven“ verbergen sich Ausbildungswillige, die stattdessen ihren Wehr- oder Zivildienst leisten oder ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren.

Unterm Strich blieben Ende September vergangenen Jahres, als die Statistik erstellt wurde, 221 bzw 4,3 Prozent Ausbildungssuchende in Bremen und 147 bzw. 6,4 Prozent in Bremerhaven, die gänzlich „unversorgt“ waren. Dank „intensiver Bemühungen“ des Arbeitsamts wurden aus ihnen dann die eingangs genannten 145 und zehn.

Eine „komprimierte Erfolgsmeldung“ nennt Paul M. Schröder die schlanke Mitteilung des Arbeitsressorts, die all die anderen Zahlen nicht enthält. Aber genau das, das zeigen die Zahlen, auf die der Arbeitsmarktforscher hinweis, ist sie nicht. sgi