steffen grimberg
: „Da kannste nu mal nich meckern“

Nur gute Nachrichten – abgesehen von einem enttäuschenden 51. Platz für die taz im Berlin-Ranking

Kommen wir erst mal zum Positiven: Beim alljährlichen Wettbewerb um „Die 100 peinlichsten Berliner“ des Veranstaltungsmagazins tip hat sich die taz auch 2003 wieder souverän geschlagen. Platz 51 für die tazzwei wegen „vieler, vieler belangloser Artikelchen“ und das vorübergehende Verschwinden des TV-Programms – im Vorjahr langte es gerade mal für Platz 96. Bloß, ehrlich gesagt, lieber tip, hatten wir schon aus Marketinggründen auf einen der ganz vorderen Plätze spekuliert. Aber jetzt, eingekeilt zwischen fragwürdiger Prominenz wie „Hupfdohle Detlef D. Soest“ (Platz 49) oder „Gurkenkönig Ulrich Meyer“ (Platz 55)? Wenigstens kommt Klaus Wowereit erst an 74. Stelle.

„Klaus Wowereit (SPD) will das Jahr mit einer Diät beginnen“, weiß darüber hinaus noch Springers Berliner Morgenpost über den Regierenden Hauptstadt-Bürgermeister. Und weil die Mopo gestern zur Feier des – ja, von was denn eigentlich? – nur mit „Guten Nachrichten“ erschien, finden wir das natürlich auch rundum positiv.

„Der optimistische Start ins neue Jahr: Die besten Seiten von Berlin, Brandenburg und dem Rest der Welt“, dichtete das Blatt mit sanfter Verspätung und unter Vermeidung des Genitivs. – „Geht das überhaupt? Nur gute Nachrichten in einer Zeitung?“, fragte auf derselben Titelseite ganz unschuldig Mopo-Chefredakteur Jan-Eric Peters – um dann mal eben 150 Jahre Selbstverständnis abendländischen Journalismus über den Haufen zu werfen: „Na klar geht das!“

Gut zu wissen. Gut auch für besagten Herrn Wowereit, der sich so im länglichen Interview nicht einmal mit dem Unwort „Bankgesellschaft“ (beim tip übrigens auf Rang 30) konfrontiert sah.

Überhaupt: Erfunden hat die „Schreibe nur Gutes und rede darüber“-Manie natürlich Bild, und das schon anno 2002.

Macht nichts: „Optimismus, Pioniergeist, Lebensfreude. Wo könnte sich das alles besser entfalten als hier, in der aufregendsten Stadt Europas“, schwurbelte Peters über seine „48 Seiten geballte Zuversicht“ weiter: „Berlin – da kannste nu mal nich meckern.“ Und wir ahnen: Da will einer unbedingt in die Reihe der peinlichsten Berliner aufgenommen werden. Dumm nur, wenn man sich gewissermaßen selbst im Weg steht. Denn Jan-Eric Peters ist auch Chefredakteur bei Springers überregionaler Qualitätszeitung Welt. Doch da reichte es gerade mal für „Gute Nachrichten aus Berlin im Lokalteil“.