Green Bay reitet auf seiner Glückswelle

Mit einem 33:27 nach Verlängerung erreichen die Packers das NFL-Viertelfinale gegen die Philadelphia Eagles

BERLIN taz ■ Matt Hasselbeck muss lange davon geträumt haben, mal ein wichtiges Football-Match auf dem Lambeau Field von Green Bay für sein Team zu entscheiden. „Mr. August“ nannte man ihn hier, als er noch Ersatzmann des Packers-Quarterbacks Brett Favre war und nur in der Saisonvorbereitung spielte. Bei den Seattle Seahawks durfte Hasselbeck nun im Playoff-Match gegen seinen alten Club den „January Man“ spielen und sah seine große Chance endlich gekommen.

27:27 stand es, als bei frostigen Temperaturen die Verlängerung begann. Matt Hasselbeck hatte als Quarterback der Seahawks ein hervorragendes Spiel geliefert und gerade den Drive zum Ausgleich glänzend organisiert. Als dann Sekunden vor Schluss Packers-Kicker Ryan Longwell den Ball gegen den eisigen Wind nicht die zum Field-Goal nötigen 47 Yards weit brachte, ging es in die Overtime und Seattle gewann den Münzwurf. „Her mit dem Ball, wir werden jetzt punkten“, verkündete Hasselbeck zuversichtlich. „Ziemlich kühn, ich hätte so was nicht gesagt“, kommentierte Brett Favre später.

Da wünschte sich auch Hasselbeck, er hätte den Mund gehalten, denn viereinhalb Minuten nach seiner Prophezeiung fing Cornerback Al Harris einen seiner Pässe ab und trug den Ball zum Packers-Triumph in die Endzone. Es war der erste Turnover der gesamten Partie, eine Tatsache, die auch dem erneut überragenden Brett Favre zu denken gab. „Wir haben praktisch fehlerfrei gespielt und dennoch beinahe nicht gewonnen“, meinte der 34-Jährige, „von nun an wird es immer schwieriger.“

Es war schon das zweite Mal binnen kurzer Zeit, dass Green Bay dem Saison-Aus knapp entkam. Eine Woche zuvor hatte erst ein Touchdown in letzter Sekunde zum Sieg von Arizona gegen Minnesota die Mannschaft aus Wisconsin in die Playoffs gehievt, diesmal wär alle Spielkunst Favres wohl vergebens gewesen, wenn Hasselbeck die Nerven behalten hätte. Etwas mehr Kaltblütigkeit, als die Packers-Defense in einem „Blitz“ fast geschlossen auf ihn einstürmte und dabei zwangsläufig die Bewachung der Receiver vernachlässigte – der Touchdown wäre mutmaßlich auf der anderen Seite gefallen.

Brett Favre nahm es gelassen. „Wenn man lange dabei ist, verliert man Spiele, die man gewinnen sollte, und gewinnt Spiele, die man verlieren sollte“, sagte der Quarterback, verwies aber darauf, wie sehr das Selbstvertrauen bei den Packers nach den letzten positiven Erlebnissen gestiegen sei. Das nächste Match findet allerdings nicht mehr auf dem heimischen Lambeau Field statt, wo nur eine Playoff-Partie in der Klub-Geschichte verloren ging – letztes Jahr gegen Atlanta –, sondern am Sonntag in Philadelphia. Die Eagles sind hoch favorisiert, schließlich haben sie kürzlich sogar in Green Bay gewonnen, aber Packers-Coach Mike Sherman meint: „Unsere Jungs freuen sich einfach darauf, noch ein Playoff-Match zu spielen – und zufällig geht es gegen Philly.“

Ebenfalls noch im Rennen um die SuperBowl-Teilnahme am 1. Februar in Houston sind die Indianapolis Colts, die nach dem 41:10 gegen die Denver Broncos am Sonntag in Kansas City antreten. Schon am Samstag raufen die Carolina Panthers bei den St. Louis Rams und die Tennessee Titans bei den New England Patriots um einen Platz im Halbfinale. MATTI LIESKE