Wozu die ganze Not und Mühe?

betr.: „Aufstieg durch Bildung? Keine Chance!“, Kommentar von Anna Lehmann, taz vom 21. 10. 08

Ja, so schnell kann das gehen! Da hat eine steife Prise wieder einmal die mühsam von Angela Merkel und Annette Schavan heraufbeschworene Nebelbank der christkonservativen Bildungspolitik hinweggefegt, und zum Vorschein kam eine neue, nicht ganz unerwartete Facette der deutschen Bildungsmisere: Gebühren schrecken vom Studium ab! Dabei darf man aber ein bisher ungenanntes Motiv der studierunwilligen Abiturienten nicht vergessen. Es verhält sich mittlerweile auch so, dass ein Hoch- oder Fachhochschulstudium kein Garant mehr für ein überdurchschnittliches Einkommen bzw. einen der Ausbildung entsprechenden Arbeitsplatz ist. Und da fragen sich natürlich viele Abiturienten, gerade auch die aus bildungsfernen Schichten, wozu die ganze Not und Mühle noch? Um sich dann verschuldet durch einen Bildungskredit auf dem gleichen Lohnniveau zu befinden wie jemand, der eine klassische Lehre im Rahmen der dualen Ausbildung abgeschlossen hat? Nein! Dann lautet doch eher die Devise: Lieber eine Lehre, gleich ein Einkommen, unabhängig sein und keine Schulden haben! Bildung wird nämlich als ökonomisches Gut nur dann angenommen, wenn man damit seine sozial-ökonomische Situation auch tatsächlich verbessern kann!

NIKLAS KREBS, Hünfelden-Heringen