Daumendrücken gegen Terror

USA-Reisende mit einem Visum müssen einen Fingerabdruck abgeben und sich fotografieren lassen. Informationen werden zur Terrorismusbekämpfung mit Datenbanken abgeglichen

BERLIN taz ■ Nicht ganz zufällig dürfen sich USA-Reisende mit Visum seit gestern ein bisschen kriminell fühlen: Bei der Einreise in die USA müssen sie nun ihren Fingerabdruck abgeben und sich fotografieren lassen. Die neuen Kontrollbestimmungen sind aus Rücksicht auf den Weihnachtsurlaubsverkehr erst gestern und nicht am 1. Januar in Kraft getreten. Die Fingerabdrücke und Fotos werden mit schon bestehenden und ab jetzt auszubauenden Datenbanken abgeglichen, die Prozedur wird bei der Ausreise wiederholt.

Rund 24 Millionen Menschen werden auf diese Weise schon in diesem Jahr geprüft werden. Bürger aus 28 Staaten – darunter EU-Länder, Japan und Australien – sind nur betroffen, wenn sie länger als 90 Tage bleiben wollen, denn dann brauchen auch sie ein Visum. Das neue Kontrollprogramm namens US-Visit dient der Terrorbekämpfung und ersetzt die bald nach dem 11. September 2001 eingeführten Kontrollen, die bloß Muslime und Reisende aus Nahostländern betrafen. Brasilien reagierte prompt, indem es US-Bürgern ebenfalls Fingerabdrücke abnahm und sie fotografieren ließ.

Der US-Heimatschutzminister Tom Ridge erklärte gestern, das neue Einreiseverfahren sei nur „der erste Schritt“, um die Grenzen der USA abzusichern. So müssen ab 26. Oktober alle Besucher aus Deutschland sowie den übrigen 27 Staaten mit weitgehender Visafreiheit einen maschinenlesbaren Pass für die Einreise in die USA haben – dies ist der rote EU-Pass, der alte grüne Pass wird dann nicht mehr akzeptiert. Zudem fordern die USA, dass die Bundesrepublik und die anderen 27 Staaten des „Visa Waiver Program“ dann mit der Ausstellung so genannter biometrischer Pässe beginnen – dies sind Pässe mit eingebauten Chips, in denen beispielsweise Fingerabdrücke gespeichert sind.

Doch so schnell wird es keine biometrischen Ausweispapiere geben. Bislang gibt es weder in Deutschland noch in der EU eine Einigung darüber, welche Merkmale zu welchen Bedingungen in Ausweisen erfasst werden sollen. Mit einer Debatte darüber ist dieses Jahr aber zu rechnen. UWI

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