Menschliche Schutzschilde in Irak

Rund 200 Aktivisten aus aller Welt wollen in Bagdad den drohenden Krieg abwenden

BAGDAD dpa ■ Freiwillige „menschliche Schutzschilde“ aus Großbritannien, Spanien, Italien, der Türkei und anderen Ländern haben am Wochenende mit ihren Aktionen begonnen, mit denen sie einen drohenden Irakkrieg abzuwenden hoffen. „Ich bin zutiefst bewegt und habe höchsten Respekt vor diesen Leuten“, erklärte Ken O'Keefe, Gründer der internationalen Schutzschild-Bewegung, gestern im Elektrizitätswerk Bagdad-Süd.

15 Aktivisten waren mit ihrem Gepäck und Schlafsäcken im Kulturhaus des E-Werks eingezogen. „Ich möchte, dass die Welt weiß“, fügte er hinzu, „dass, wenn irgendjemand von diesen Leuten getötet wird, dies schlicht und einfach Mord ist.“

Eine erste Gruppe „menschlicher Schutzschilde“ hatte Freitag in der Kläranlage „7. April“ im Norden von Bagdad Stellung bezogen. Die 17 Spanier, Italiener, Marokkaner, Finnen und Schweden richteten sich in einem einfach ausgestatteten Aufenthaltsraum ein, wo sie sich in 12-Stunden-Schichten mit anderen Aktivisten abwechseln wollen. „Ich bin hier, um mitzuhelfen, diesen Krieg zu stoppen“, erklärte der Spanier Ignacio Cano.

Die Schutzschild-Bewegung hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Besetzung von zentralen Einrichtungen der zivilen Infrastruktur einen drohenden Krieg gegen den Irak abzuwenden. Nach O'Keefes Angaben halten sich derzeit 200 Aktivisten in Bagdad auf. „Es ist gar nicht leicht, sich dafür zu entscheiden“, sagte der ehemalige US- Marineinfanterist gestern. „Wenn es so leicht wäre, wären schon tausende hier.“ Dennoch rechne er mit einem raschen Anwachsen der Freiwilligen. „Ich möchte mehr als 10.000, das ist mein Ziel“, sagte er.