In sportiver Optik

Komische Oper als Fitness-Studio und Abenteuerspielplatz: „Casa“ zeigt ein akrobatisch durchtrainiertes Ornament der Körper

„Casa“ (Coreografie Deborah Colker) heute um 20 Uhr in der Komischen Oper, Behrenstraße 55–57. Weitere Aufführungen 1. und 14. März. Karten: ☎ 47 99 74 00

Ein Fenster, um herauszuspringen; Wände, um damit umzukippen; und ein Dach, um wie die Fledermäuse kopfunterzuhängen – so sieht das Haus aus, das Gringo Cardia für die brasilianische Choreografin Deborah Colker in der Komischen Oper gebaut hat. „Casa“ ist ein Abenteuerspielplatz für Tänzer.

Die Kritik mochte das Stück nicht. Zu viel Lounge-Musik, zu gleichbleibend im Tempo, mehr Akrobatik als Kunst. So viel Unmut hat „Casa“ nicht verdient. Vor allem hatte das Stück entschieden mehr Energie, als auf einer Opernbühne zu erwarten ist. Colker verschmilzt verschiedene Quellen des Tanzes, vom zeitgenössischen Ballett, über gestenreiches Tanztheater und sportlichen HipHop zu einer Oberfläche von reicher Textur. Sie geht mit den Formen verschwenderisch um und tüftelt Duette und Gruppen in barockem Überfluss zusammen. Die Tänzer bilden Ornamente und Girlanden der fragilen Architektur. Das ist eine mitreißende, unterhaltsame, wenn auch mitunter etwas alberne Show, wie sie so schnell kein anderes Haus in Berlin hinbekommt. Auch wenn dieser temperamentvollen Fröhlichkeit, dieser ungebrochenen Fitness die Tiefe fehlt, bleiben die Virtuosität und Schönheit bei „Casa“ zu bewundern. KBM