Auch Südasien kriegt seine Freihandelszone

Sieben Länder, darunter Indien und Pakistan, beschließen zollfreien Warenverkehr. Abkommen tritt 2006 in Kraft

BOMBAY taz ■ Zum Abschluss ihres Gipfels unterzeichneten die Vertreter der sieben Staaten der Südasiatischen Vereinigung für Regionale Zusammenarbeit Saarc gestern in Islamabad einen Vertrag über die Schaffung einer Freihandelszone. Das „South Asian Free Trade Agreement“ (Safta) soll im Jahr 2006 in Kraft treten und bis 2013 alle innerregionalen Zölle abschaffen. Für die Einfuhren von außerhalb der Region soll bis dahin zudem eine Zollharmonisierung erreicht werden. Der Rahmenvertrag sieht auch vor, dass eine gemeinsame Entwicklungsbank geschaffen werden soll, welche eine engere Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken erlauben soll. Die vom indischen Premierminister Atal Behari Vajpayee lancierte Idee einer gemeinsamen Währung bleibt jedoch ein Fernziel und findet im Vertragstext keine Erwähnung.

Das Abkommen hätte schon vor fünf Jahren unterzeichnet werden sollen, dies scheiterte jedoch an den Spannungen zwischen Indien und Pakistan. Pakistan hatte eine Normalisierung der Handelsbeziehungen von der Lösung des Kaschmir-Konflikts abhängig gemacht. In den letzten Monaten waren es dann die drei ärmsten Länder Bangladesch, Bhutan und Nepal gewesen, die Ausnahmeregelungen forderten. Sie wollten damit verhindern, dass ihre weit weniger entwickelten Konsumgüterindustrien von Indien an die Wand gedrückt werden.

Die langsamen Fortschritte in der wirtschaftlichen Integration sind, neben den politischen Hürden, auf das eklatante Ungleichgewicht unter den sieben Ländern zurückzuführen. Das am weitesten entwickelte Land Indien ist nicht nur in allen wirtschaftlich relevanten Kategorien weitaus größer als alle sechs anderen Partner zusammen. Es ist auch das einzige Land, das an alle anderen grenzt, während kein anderes eine andere innerregionale Grenze als jene zu Indien aufweist.

Es ist denn auch Delhi, das bereit ist, auf dieses Gefälle Rücksicht zu nehmen. So sollen die indischen Einfuhrzölle früher sinken als jene der schwächeren Nachbarn. Was den Vertragsabschluss erleichtert hat, ist die Tatsache, dass im weitaus wichtigsten Handelsbereich der Agrarprodukte alle Landwirtschaften einen ähnlichen Entwicklungsstand aufweisen.

Wenn das Safta-Abkommen einmal zu wirken beginnt, dürften die Handelsströme aber rasch wachsen. In den letzten zehn Jahren hat sich der innerregionale Handel auf 6,5 Milliarden Dollar vervierfacht. Dennoch macht dies nur etwa 5 Prozent des gesamten Handels der Saarc-Mitglieder aus, denen neben den erwähnten Staaten noch Sri Lanka und die Malediven angehören.

Wie schwierig die Zusammenarbeit in der Region ist, zeigt die Unterzeichnung des zweiten wichtigen Dokuments dieses Gipfeltreffens, eines Zusatzprotokoll zur gemeinsamen Bekämpfung des Terrorismus. Dieses soll die gleich lautende Konvention in Kraft setzen, die bereits 1988 beschlossen wurde. Sie konnte bisher nicht wirksam werden, weil Bangladesch und Pakistan die nötigen Gesetzgebungsschritte nicht durchgeführt hatten. Selbst bei dem für alle Länder fundamentalen Problem der „chronischen Armut“ gab es bisher wenig mehr als Absichtserklärungen. Auch hier will Indien nun vorangehen. Vajpayee kündigte einen Fonds an, in den Indien 100 Millionen Dollar einzahlen will und der den Kampf gegen die Armut finanzieren soll. BERNARD IMHASLY