was macht eigentlich ...Daniel Barenboim?

Dankt den Amis nicht

Er hätte es doch wissen müssen. Oder war er wieder nur brummig gelaunt, wie in den vergangenen Wochen, als es um die Zukunft seiner Staatsoper Unter den Linden ging? Alle anderen haben es ja gemacht, nur er nicht. Dabei kann Barenboim so nett lächeln und hat auch sonst kaum Schwierigkeiten, sich über alles auszulassen. Doch der Reihe nach: O.k., der Generaldirektor hat mit seiner Staatskapelle den Klassik-Grammy in New York abgeräumt. Der Musik-Oscar war ihm und den Solisten Waltraud Meier, Rene Pape und Peter Seiffert für die Einspielung der Wagner-Oper „Tannhäuser“ verliehen worden. Eine große Ehre ist das, zumal alle übrigen deutschen Klassik-Grammy-Hoffnungen regelrecht enttäuschten. Doch dann kam das, was derzeit in Amerika die Amis zur Weißglut bringt. Während Norah Jones (5 Grammys für ihr Debüt „Come Away With Me“) oder Bruce Springsteen (3 Grammys für seinen 11.-September-Song) sich selbst, ihrer/seiner Mutter, dem Opa, den Produzenten und schließlich dem American way of life, der Freiheit und so weiter dankten, dankte Barenboim nicht ordnungsgemäß. Kein Gruß in die USA, kein Wimpel-Schwenken, keine Hymne auf Lady Rice – die deutsch-amerikanische Freundschaft bleibt weiter im Eiskeller, war doch Barenboim total auf Schröder-Kurs, und noch dazu mit „Tannhäuser“. Kann das Folgen haben? Es wird. Den Wallkürenritt (siehe „Apocalypse Now“) wird Barenboim nach dem Einzug der Marines in Bagdad nicht mit den New Yorker Philharmonikern dirigieren.

ROLA
FOTO: AP