Kino zensiert Kunstwerk
: Ein Film im Exil

Die Kultur in diesem Bundesland wird weichgespült, mundtot gemacht, ausgeblutet, und wenn es sein muß, eben auch mal zensiert. Politische Kunst hat es schwer in einer Region, die sich auf den Weg gemacht hat, international beachtet zu werden. Sie hat es schwer bei einer Landesregierung, die von sich behauptet, selbst Kunst zu machen und die dann ihre eigenen Institutionen vor dem Rotstift schützt. Bedenklich, wenn gemunkelt wird, dass das auch noch in geheimen Absprachen von statten gehe.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Wenn es also nicht mehr möglich ist, in der Landeshauptstadt mit Landestheater und Landesmuseum einen umstrittenen Film im Kino zu zeigen und, wenn es denn sein muß, die Besucher der Veranstaltung adäquat zu schützen, dann ist das Ende der Demokratie in Sicht. Dann wird Kunst, sowieso ein recht ungeschütztes Gut in diesem Staat, zum Freiwild für militante Sektierer, selbsternannte Staatsschützer und wie im Falle des Schlingensief-Opus in der Lichtburg, für minderjährige Nichtwisser. Den Menschen wird die Chance genommen, selbst zu urteilen, was sie sehen wollen und was nicht. Kulturschaffenden wie Christoph Schlingensief und Peter Kern dabei Faschismus zu unterstellen, ist kläglich, beim jüdischen Österreicher Kern schlichtweg absurd. Es ist der privaten Initiative eines Düsseldorfer Rechtsvertreters zu danken, dass der Film nun doch gezeigt wird. Für die politische Vertretung der schwarzen Stadt, egal ob Bürgermeister oder Kulturdezernent, ist es ein Armutszeugnis.