Neuer Sound

Die Hamburger Schlagwerker „ElbtonalPercussion“ präsentieren ihr erstes Jazzalbum „Drumtronic“

Wie viel eine kleine Umbennenung, ja, eher Nuancierung, doch aussagen kann. Nannten die vier Hamburger Musiker Jan-Frederick Behrend, Stephan Krause, Andrej Kauffmann und Wolfgang Rummel ihr gemeinsames Trommel-Projekt bis vor kurzem noch ElbtonalSchlagwerk, so heißt die 1996 gegründete Gruppe nun ElbtonalPercussion. Dahinter verbirgt sich aber mitnichten eine profane Anglisierung. Vielmehr lässt sich darin eine stärkere Hinwendung der Band zu den Beats und Sounds der Jetztzeit ablesen. Und die Sprache dieser Zeit und dieser Musik ist nun einmal Englisch.

Der Begriff Schlagwerk passte bestens zu den bisherigen Arbeiten des Quartetts im Spannungsfeld von Klassik und Neuer Musik. So veröffentlichte das Ensemble unter dem alten Namen seine beiden Klassikalben Percussion Works und Time Twist, arbeitete mit John Neumeiers Ballett zusammen und spielte unter der Anleitung moderner Komponisten wie Keiko Abé oder Helmut Lachenmann.

Mit dem jetzt beim renommierten deutschen Jazzlabel Act erscheinenden Album Drumtronic schlägt die Band eine neues Kapitel ihrer vielseitigen Geschichte auf. Da bot sich die Umbenennung wohl an. Einerseits aufgrund der Hinwendung zum Jazz im weitesten Sinne, andererseits, weil man mit dem international agierenden Label quasi zum Global Player wird.

Die Musik, mit der Drumtronic aufwartet, beschreibt das Quartett als Jazz-Crossover. Beim Hören des mit Unterstützung des Gary-Burton-Schülers Christopher Dell eingespielten Albums zeigt sich, wie weit das Ensemble den Begriff Jazz dabei auffasst. Avantgardistische Marimbaklänge vermischen sich mit Samba- und HipHop-Rhythmen, Breakbeats treffen auf Xylo- und Vibraphonmelodien, minimalistische Elektronik verbindet sich mit meditativen, asiatischen Glockenspielen.

Das Verblüffende dabei ist: So sehr Drumtronic auch Kunstmusik ist, niemals gewinnen das Können und Wissen der Instrumentalisten Oberhand über das Musikalische. Im Vordergrund steht immer die Musik: mal treibend, mal repetitiv, entfaltet sie nach und nach einen Sog, der Hörer wie Macher erfasst. Schließlich findet man sich dort wieder, wo man nicht unbedingt mit einem klassisch geschulten Ensemble anzugelangen erwartet – in urbanen Räumen, im Club, in der neonhellen Nacht.

Die Beschränkung auf Perkussionsinstrumente offenbart sich dann nicht als Einschränkung, sondern als absolut zeitgemäße Instrumentierung. Denn alles, was das Heute ausmacht, ist da – Beats, Sounds und Bass.

Gerd Bauder

morgen, 21 Uhr, Fabrik, Hamburg; 12.1., Stadthalle, Neumünster