Nachhaltige Ruine

Was einmal das Ökozentrum „Vivo“ werden sollte, will der Senat jetzt teils selbst nutzen, teils privat vermieten

Der Traum vom Ökozentrum „Vivo“ in Ottensen ist endgültig gescheitert. Wie der Senat jetzt entschieden hat, soll das bunte Gebäude an der Gaußstraße teils mit städtischen Einrichtungen belegt, teils privatwirtschaftlich ohne inhaltliche Auflagen vermietet werden. Mit der Entwidmung, der die Bürgerschaft noch zustimmen muss, sollen die laufenden Kosten gesenkt werden.

Allein für 2004 rechnet die Finanzbehörde bei weitgehendem Leerstand mit einem Defizit von 2,8 Millionen Euro. Bis Ende 2003 hat das Projekt 46 Millionen Euro verschlungen, die zum größten Teil von der städtischen Gesellschaft für Gewerbebauförderung (HaGG) und der Stadtentwicklungsbehörde aufgebracht wurden. Ursprünglich hatte der Bau 30 Millionen Euro kosten sollen, jedoch waren die Altlasten des Baugrundstücks nicht berücksichtigt worden.

Das vom rot-grünen Senat beschlossene Nachhaltigkeitszentrum hatte zu einem Anlaufpunkt für ökologisch Interessierte aus ganz Norddeutschland werden sollen. Auf 20.000 Quadratmetern sollten Läden, Dienstleister und Handwerker angesiedelt werden, die sich bereit erklären mussten, ökologisch, sozial und ökonomisch zukunftsfähig zu wirtschaften. Auf der Wunschliste standen ein Bio-Supermarkt, Naturheiler, Läden für Textilien ohne Kinderarbeit oder für reparierbare Geräte.

Das Projekt scheiterte an einem Bündel von Faktoren: von der Wirtschaftskrise über falsch kalkulierte Mieten bis hin zum fehlenden Vertrauen zwischen Vermieterin, Betreiber und den künftigen Mietern aus der Öko-Szene, die das Projekt initiiert hatten. Nachdem sich der Eröffnungstermin mehrfach verschoben hatte, erklärte Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) das Konzept des Zentrums im März 2003 für „wirtschaftlich nicht tragfähig“. Gernot Knödler