Den Blumenthalern stinkt‘s gewaltig

Unter dem Druck der Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung setzt die Umweltbehörde auf einen externen Gutachter

Bremen taz ■ Nur zwischen Weihnachten und Neujahr herrschte Ruhe an der Blumenthaler Gestanks-Front – da war die Eindampf- und Feuerungsanlage der BREWA Umwelt-Service GmbH feiertagsbedingt außer Betrieb. Jetzt verfeuert die hundertprozentige Tochter der Bremer Baumwollkämmerei (BWK) wieder fleißig flüssige Deponieabfälle – unter anderem BWK-Wollwaschwasser, aber auch bis zu 25 Prozent Abfälle fremder Firmen, etwa aus der Kosmetikindustrie.

Gegen diese Müllverbrennung und eine angeblich damit zusammenhängende Geruchsbelästigung in Bremen-Nord hatte sich vor einigen Wochen eine „Unabhängige Bürgerbewegung Blumenthal“ gegründet. Einen Antrag der Bürgerbewegung „gegen Müllverbrennung in Blumenthal“ haben bereits über 1.000 Menschen unterzeichnet.

Es geht ihnen im Wesentlichen um zwei verschiedene Komplexe: Zum einen möchte die BREWA erreichen, dass sie künftig bis zu 100 Prozent externe Sondermülle verbrennen darf – damit könnte die Verbrennungslage auch ohne die BWK voll weiterlaufen. Das Genehmigungsverfahren dafür läuft und soll bis März abgeschlossen sein. Die Umweltbehörde, die stets versichert, es würden alle Grenzwerte brav eingehalten, hat nach den Bürger-Protesten jetzt ein Ingenieurbüro aus Sachsen als externen Gutachter eingeschaltet. Diese Experten sollen bis Anfang Februar eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorlegen.

Der zweite Aufreger: Die BWK plant neben dem Genehmigungsverfahren zur Verbrennung flüssiger Abfälle ein weiteres zur Verfeuerung fester Abfallstoffe in Gang zu setzen. Der Hintergrund: Die Wollkämmerei möchte ihr Heizkraftwerk von Kohle auf Sekundärbrennstoffe, also etwa Kunststoffabfälle, Papier- und Holzreste umrüsten. Damit würden, so die BWK, die Emissionen deutlich reduziert.

Die Grünen im Blumenthaler Beirat haben den Umweltsenator jetzt aufgefordert, auch hier schleunigst eine Immissionsprognose und eine Umweltverträglichkeitsprüfung zuveröffentlichen. Am kommenden Montag soll der Konflikt im Blumenthaler Beirat auf der Tagesordnung stehen, Mitte Februar dann in der Umweltdeputation.

Was den angeblichen Gestank betrifft, gab sich die BWK kurz vor Weihnachten in einer großen Zeitungsanzeige unbeeindruckt: „Jeder Mensch hat ein anderes Geruchsempfinden. Was der eine Mensch vielleicht als übelriechend, ekelerregend oder belästigend empfindet, findet ein anderer Mensch nicht so.“ jox