Marines unterwegs

Weitere 150 US-Soldaten auf dem Weg nach Kolumbien

BUENOS AIRES taz ■ Die USA greifen immer direkter in den kolumbianischen Bürgerkrieg ein. Am Wochenende kündigte Präsident George W. Bush die Entsendung einer Spezialeinheit von 150 US-Soldaten nach Kolumbien an. Sie sollen den kolumbianischen Streitkräften bei der Suche nach drei von der Guerilla entführten US-amerikanischen Militärberatern helfen und sollen bereits diese Woche in Kolumbien eintreffen. Die drei US-Söldner waren am 13. Februar von der Farc-Guerilla entführt worden.

Die 150 Mitglieder der Spezialeinheit sollen nach offiziellen Angaben die Aufklärungsarbeit und die Logistik der kolumbianischen Streitkräfte bei der Suche nach den drei Entführten unterstützen. Die kolumbianische Tageszeitung El Tiempo will jedoch erfahren haben, dass die Truppe auch direkt an einer Befreiungsaktion teilnehmen könnte und damit direkt in den kolumbianischen Bürgerkrieg eingreifen würde. Dies würde jedoch das Mandat überschreiten, das der US-Kongress den Truppen in Kolumbien erteilt hat. Nach einer Entscheidung des Kongresses vom vergangenen Jahr dürfen sich die US-Soldaten in Kolumbien nicht direkt an Kampfaktionen beteiligen – außer in „Notfällen“.

Diese Hintertür hat bei der kolumbianischen Opposition für Aufruhr gesorgt. Der ehemalige Präsidentschaftskandidat bei den Wahlen im vergangenen Jahr, Luis Eduardo Garzón, warnte vor einer „Balkanisierung“ und „Vietnamisierung“ Kolumbiens. Zugleich sieht er die Gefahr eines Souveränitätsverlustes des kolumbianischen Staates. Auch der ehemalige kolumbianische Außenminister Augusto Ramírez kritisierte den Einsatz von US-Truppen in Kolumbien. Er wertete die Präsenz einer kämpfenden US-Einheit im Land als „ausländische Militärintervention“, für welche die Regierung eine Genehmigung des Senats benötige.

INGO MALCHER