Die Elf der Aufrechten bleibt auswärts stark

Hertha BSC ist in Dortmund mit Herzblut bei der Sache, obwohl der halbe Kader krankheitsbedingt fehlt. Am Ende reicht es aber doch nur für ein 1:1. Ein Fehler von Torhüter Jaroslav Drobny ermöglicht den Borussen den späten Ausgleich

Dortmund – Hertha: 1:1 (0:1) Hertha: Drobny, Chahed, Friedrich, Kaka, Stein, Kacar, Lustenberger (62. Dardai), Nicu, Raffael, Cicero, Pantelic (77. Domowtschiski) Tore: 0:1 Cicero (31., Elfmeter), 1:1 Kehl (71.) Als Nächstes: Am Mittwochabend spielt Hertha gegen Hannover 96 im Olympiastadion

Beinahe pausenlos peitschte der Wind den Regen in die Nordostecke des Dortmunder Stadions. Dort standen sie, die paar hundert tapferen Fans von Hertha BSC und sangen ihre Lieder. Kaum jemand hätte es ihnen verübelt, wenn sie die fast 500 Kilometer lange Reise an einem schmuddeligen Sonntagabend nicht angetreten wären. Die Aussichten, dass es etwas zu feiern gibt, waren äußerst bescheiden. Bei Borussia Dortmund gewannen die Berliner erst zwei von 23 Bundesligaspielen. Vor gut einem Monat ging auch das DFB-Pokalspiel verloren. Ein Dutzend verletzter und angeschlagener Profis minderte zudem die fußballerischen Möglichkeit. Der Mannschaftsbus hätte auch ein Rotes Kreuz statt des Vereinslogos vertragen können.

Und was geschah? Die Elf der Aufrechten holte mit einem 1:1 bereits den zehnten Auswärtspunkt der Saison. Und zwar verdient, weil die Berliner taktisch clever und diszipliniert spielten, schnell konterten – und mit Herzblut bei der Sache waren.

Josip Simunic war der letzte Berliner, der sich vor dem Spiel bei Trainer Lucien Favre wegen einer Verletzung abgemeldet hatte. Trotzdem hielten die Herthaner von Beginn an gut mit. Die erste Möglichkeit bot sich zwar dem Dortmunder Tinga, der nach einem Hackentrick von Nelson Valdez in Bedrängnis über das Tor schoss (5.). Die nächste Möglichkeit gab es aber schon für die Gäste. Es waren sogar zwei innerhalb von wenigen Sekunden. Zunächst warf sich Neven Subotic in einen Schuss von Raffael. Anschließend rettete Marcel Schmelzer auf der Linie, nachdem die Berliner versucht hatten, einen abgeblockten Schuss von Marko Pantelic ins Tor zu stochern (14.).

Marko Pantelic – er bestimmte die Schlagzeilen in den Hertha-Geschichten der vergangenen Woche. Gegen Stuttgart wegen eines geschwänzten Trainings suspendiert, traf er vor drei Tagen als Einwechselspieler zum 1:1 im UEFA-Cup gegen Benfica Lissabon. Dazu kommt der Krach mit Favre, der nicht mehr über den Serben und dessen Zukunft in Berlin sprechen möchte.

Unbestritten ist, dass Pantelic ein toller Fußballer ist. Das bewies er vor dem Führungstreffer der Berliner. Pantelic spielte Raffael mit einem schönen Pass frei. Der Brasilianer wollte an Roman Weidenfeller vorbei, wurde aber vom Torwart umgerissen. Am Elfmeterpfiff gab es keinen Zweifel. Strittig war jedoch, wer schießen würde. Sofian Chahed wollte gerne, wurde aber von Kapitän Arne Friedrich vom Punkt geführt. So trat Cicero an, verwandelte sicher und wurde von den Fans in der Nordostecke gefeiert (30.). Aber auch Jaroslav Drobny hätte es vor der Pause mehrmals verdient gehabt, geknuddelt zu werden. Der Torwart boxte eine Volleyabnahme des früh eingewechselten Alexander Frei über das Tor (22.) und wehrte sich Sekunden vor der Pause erfolgreich mit Händen und Füßen gegen mehrere Schüsse des BVB aus kurzer Distanz.

So aufregend wie diese Szene war die zweite Halbzeit bis zur 71. Minute bei weitem nicht. Der BVB mühte sich, drängte auf den Ausgleich, blieb aber harmlos. Erst ein grober Fehler von Drobny brachte ihm den Erfolg. Der Torhüter traf nach einem Eckstoß von Tamas Hajnal nur den Kopf von Sebastian Kehl. Den Ball hatte der Dortmunder Kapitän zu diesem Zeitpunkt schon aus vier Metern ins Netz geköpft.

Die BVB-Fans unter 66.600 Zuschauern peitschten ihre Mannschaft nun nach vorne. Angestachelt von Trainer Jürgen Klopp, der wild an der Seitenlinie gestikulierte, mühte sich die Borussia um den zweiten Heimsieg. Es blieb aber beim Bemühen. Die Fans in der Nordostecke feierten beim Abpfiff ihre Mannschaft. Es hatte sogar aufgehört, zu regnen. Marcus Bark