Die Wettkommission

Gerd Silberbauer ist der neue Mann bei SOKO 5113 (ZDF, 18 Uhr) – und unserem Autor noch einige Biere schuldig

Er hat es nicht leicht. Gerd Silberbauer ist Anhänger des TSV 1860 München, und ab heute Abend ist er der neue Kommissar bei der SOKO 5113. Im Jahr 2003 schlossen wir auf einer Silvesterfeier an der irischen Westküste zu vorgerückter Stunde eine Wette ab.

Die Sechzger und mein Verein, Hertha BSC, standen damals punktgleich auf dem 7. Platz. Bei einem Hertha-Sieg und einer Münchner Niederlage waren fortan zwei Biere für mich fällig, gewann Hertha und 1860 spielte unentschieden, gab es ein Bier. Und umgekehrt natürlich.

Die Biere sollten nicht verrechnet, sondern akkumuliert werden. Kaum war die Wette abgeschlossen, ging es mit dem TSV 1860 bergab, aber wir führten sie auch weiter, nachdem Silberbauers Verein in die zweite Liga abgestiegen war.

Als Kommissar ist er nun endlich auf der Gewinnerseite. Wird er dort weitermachen, wo sein Vorgänger Wilfried Klaus nach 30 Serienjahren aufgehört hat? „Es ist überhaupt nicht zu vergleichen“, sagt Silberbauer. „Es ist eine völlig neue Serie. Bisher war sie ja recht betulich, aber ich bin nicht der nette Mensch, der die Verbrecher fragt, ob er sie eventuell verhaften dürfe. Ich wende Tricks und körperliche Gewalt an.“

Er war eine Woche lang mit dem Kriminaldauerdienst unterwegs, sprach mit einem Mordkommissar, dem BKA und dem SEK, um sich auf die Rolle vorzubereiten. Und er nahm Schießunterricht. „Ich kannte ja Italowestern und glaubte, es sei eine Kleinigkeit, eine Fünf-Cent-Münze auf 20 Meter abzuknallen“, sagt Silberbauer. „Aber am Anfang hätte ich mit meiner Neun-Millimeter-Beretta keinen Möbelwagen aus fünf Metern Entfernung getroffen. Der Rückstoß haut dir den Arm weg.“ Ein normaler Polizist gebe höchstens vier Schuss im Jahr ab. „Wenn der also seine Waffe zieht, heißt es in Deckung gehen“, sagt er.

Bisher hat Silberbauer in Krimis meist Verbrecher gespielt. War der Seitenwechsel einfach? „Als Alt-68er hatte ich einige Vorbehalte gegen Bullen“, sagt er. „Außerdem glaubte ich, es sei langweilig, einen Kommissar zu spielen. Ist es aber nicht. Es macht irren Spaß, mit 150 Sachen durch die Stadt zu rasen. Und die Serie ist wirklich sehr, sehr spannend, auch wenn es sehr anstrengend ist. Wir haben gerade die 16. Folge abgedreht.“

In der vierten Folge kann er die Rolle sogar mit seinem Hobby, dem Golfspiel, verbinden: Bei „Fairway To Heaven“ geht es um einen Golflehrer, der tot im Wasser gefunden wird. Jetzt muss er nur noch den TSV 1860 München irgendwie bei SOKO 5113 unterbringen. „Aber nicht als Leiche“, sagt er. RALF SOTSCHECK