Und die Sache einfach mal auf links gewendet

Wo sind wir jetzt? Aufs Geratewohl, die Stichwortsuche mit Google, „Pop und Politik“. Erste Nennung: Themenblätter im Unterricht mit diesem Titel, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie datieren vom Herbst/Winter 2001. Lange her.Etwas zielgerichteter die Suche in dem riesigen Zitatesteinbruch von Helmut Salzinger in „Rock Power“, noch länger her. Der Untertitel verrät’s: „oder Wie musikalisch ist die Revolution?“ Hier steht: „Die Neue Linke, ein auserwähltes, angekotztes Kind, entsprang dem kreisenden Becken von Elvis, the pelvis.“ Ein paar Seiten weiter: „Der Rock’n’Roll bezeichnete den Beginn der Revolution.“ Meinte Jerry Rubin.Seele versetzt, Herzen verkauft. In der Kneipe gewesen. Einen Bekannten getroffen. Von den Suchbewegungen gesprochen, wo eigentlich noch Pop und Politik sich im Refrain finden. Wenig gefunden. Aber zum Schluss legte mir mein Bekannter die Neue von Metallica ans Herz, „St. Anger“. Wenn schon nicht mehr, dann immerhin die Wut. Der gute alte Agitator. Womit man dann im Zweifelsfall doch weiter kommt als mit dem netten Kumpelrock von Wir sind Helden. Was macht eigentlich der Diskursrock, wo sind die Ich-Maschinisten geblieben?

Etwas irritiert, bei dem Cover nebenan. Man muss nur mal den Plattenspieler betrachten. Scheint für Linkshänder konstruiert. Tatsächlich wurde das Bild einfach gespiegelt, ohne Scheu. Eine polnische Platte aus den Sechzigern, ein Sampler. Übernahmen aus dem westlichen Polydor-Programm. Bert Kaempfert, die Spotnicks. Was doch eine schöne Vorstellung ist. Dass man’s einfach auf links wenden muss, um auch die Errungenschaften des Kapitalismus in eine sozialistische Ordnung zu bringen.

Ein schöner Bekenntnissong, auch bereits etwas älter. Von Komëit, die „A-Seite“. Immer nur ein „O Baby, Baby, Baby. Ich bin auf deiner Seite.“ Mehr an Positionsbestimmung braucht man manchmal wirklich nicht.THOMAS MAUCH