innovation – was ist das? (2)
: „Das ist lächerlich. Nicht innovativ“

Kanzler Gerhard Schröders wiederentdecktes Lieblingswort: Innovation (von lat. innovare – erneuern). Im siegreichen Wahlkampf 1998 in der aparten Kombination „Innovation und Gerechtigkeit“ verwendet. Für Marketing-Fachleute ist Innovation vor allem etwas, für das jemand bezahlen will.

taz: Herr Professor Albers, was ist Innovation?

Sönke Albers: Nun, wir verstehen unter Innovation eine Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen. Diese wiederum sind eine mehr oder weniger neue Kombination neuer oder schon bekannter Eigenschaftsausprägungen. Und sie sollte Zahlungsbereitschaft auslösen.

Dann war die SPD mit der Idee von Elite-Uni ja richtig innovativ. Altbekanntes neu kombiniert, und zahlen will der Bund ja auch noch dafür …

… ja richtig. Obwohl die Elite-Diskussion an sich keine neue ist, ist sie das innerhalb der SPD schon. Und wenn ein Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt bringt, das andere schon haben, bezeichnen wir das dennoch als Innovation.

Dann ist ja alles super.

Nein. Der Begriff Innovation wird in der Politik inflationär benutzt. Und falsch. Innovationen an sich gibt es immer, dafür sorgt nicht die Politik, sondern der Erfindergeist des Menschen. Das Gerede, Innovationen zu schaffen, ist Unsinn. Politiker können Rahmenbedingungen beeinflussen und diese so günstig gestalten, dass Innovationen gefördert und verwertet werden können …

das will die SPD doch?

Also hören Sie mal, wenn einer eine Elite-Uni fordert und dann die Gegenseite 10 und dann Bildungsministerin Bulmahn 50 Elite-Fakultäten, dann ist das doch bestenfalls lächerlich. Nicht innovativ.

Gut. Wie muss eine Innovation sein, damit sie Erfolg hat?

Lassen Sie es mich so beschreiben: Je kleiner das Ausmaß der Neuerungen, desto besser ist die Chance zu beurteilen, ob ein Erfolg zu erwarten ist. Je größer die Neuerung, desto schwerer sind die Erfolgschancen zu bewerten.

Welche Innovation ist von Ihnen als Nächstes zu erwarten?

Jetzt keine. Ich muss nämlich eine Vorlesung halten.

INTERVIEW: DANIEL SCHULZ

Sönke Albers ist Professor des Lehrstuhls für Innovation, Neue Medien und Marketing an der Universität Kiel