Erneut Tote bei Protesten in Haiti

Generalstreik soll Aristides Rücktritt erzwingen. Parlamentswahlen angekündigt

PORT-AU-PRINCE afp/ap/taz ■ Die anhaltenden Proteste in Haiti gegen Präsident Jean-Bertrand Aristide haben am Mittwoch mindestens zwei Menschen das Leben gekostet. Bei einem Protestmarsch mehrerer tausend Studenten und Regierungsgegner kam es zu blutigen Auseinandersetzungen mit Anhängern Aristides. Ein Anhänger der Regierung wurde von Sicherheitskräften erschossen, nachdem er das Feuer auf die Protestierenden eröffnet hatte. Auch mindestens ein Demonstrant kam ums Leben. Medien berichteten von 30 Verletzten.

Für Donnerstag und Freitag hatte die Opposition zu einem Generalstreik aufgerufen. Sie macht Aristide für Korruption und Versagen im Kampf gegen die weit verbreitete Gewaltkriminalität in dem verarmten Karibikstaat verantwortlich und fordert seinen Rücktritt. „Wir haben keine Zukunft“, sagte ein Demonstrant am Mittwoch. „Wir haben keine Angst.“ Bereits in den vergangenen Wochen kam es immer wieder zu Protesten, bei denen über 40 Menschen ums Leben kamen. Inzwischen hat Aristide Parlamentswahlen für dieses Jahr angekündigt.

Beobachter beschreiben die Proteste als die schwersten seit 1990. Damals erzwangen Demonstranten den Abtritt von Diktator Jean-Claude Duvalier. Die ersten freien Präsidentenwahlen in der Geschichte Haitis gewann daraufhin der Priester Aristide. Ein Jahr später wurde der Hoffnungsträger in einem Militärputsch gestürzt und 1994 mit US-Hilfe wieder eingesetzt. Da ihm die Verfassung nur eine Amtszeit zubilligte, trat er 1996 ab, wurde aber im Jahr 2000 wiedergewählt.

Angesichts der schlechten Wirtschaftslage und Korruptionsvorwürfen gegen die Regierung haben sich jedoch viele seiner Anhänger von ihm abgewandt. Die meisten Haitianer sind arbeitslos, viele sind unterernährt. Umweltzerstörung und Naturkatastrophen verschärfen die Lage.