Juden-Manager-Vergleich

Wirtschaftsforscher Sinn sieht Parallelen zwischen heutiger Managerschelte und der NS-Judenverfolgung

BERLIN rtr ■ Der Präsident des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo), Hans-Werner Sinn, hat die Kritik an den Managern in Deutschland im Zusammenhang mit der aktuellen Finanzkrise mit dem Antisemitismus in den 30er-Jahren verglichen. „In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken“, sagte Sinn laut Vorabbericht des Berliner Tagesspiegels. „Auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben. Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager.“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland forderte Sinn am Sonntag auf, seinen Vergleich „so schnell wie möglich, ohne Wenn und Aber, zurückzunehmen und sich zu entschuldigen“. Seine Worte seien „empörend, absurd und absolut deplatziert, eine Beleidigung der Opfer“, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer, der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung. In Kenntnis dessen, was wenige Jahre später mit den Juden passierte, sei es hanebüchen, heutige Wirtschaftsführer mit Juden zu vergleichen, erklärte Kramer und fügte hinzu: „Mir wäre neu, dass Manager geschlagen, ermordet oder ins Konzentrationslager gesperrt würden.“