Hamburg soll Beust-City werden

CDU startet mit Parteichefin Angela Merkel und ganz viel Parteiprominenz in den Wahlkampf. Den nennt sie nur noch „Bürgermeisterwahl“, denn Ole von Beusts Wahlziel lautet: Absolute Mehrheit in der Stadt, die nichts anderes verdiene

von SVEN-MICHAEL VEIT
und EVA WEIKERT

Selbstbewusstsein ist das Letzte, woran es Ole von Beust mangelt: „Die absolute Mehrheit ist mein Wahlziel“, verkündete der Bürgermeister gestern Nachmittag vor rund 500 ZuhörerInnen im Multimediacenter am Rothenbaum. Hamburg habe „klare Verhältnisse verdient“, und für die klarsten sorge nicht irgendein Regierungsbündnis, sondern „meine Koalition mit den Hamburgern“. Eine Einschätzung, die seine Bundesparteichefin Angela Merkel selbstredend teilt: „Ein freundlicher Mensch für eine freundliche Stadt“ ist ihr Beweis genug für ihren Glauben, dass „Hamburg Ole von Beust braucht“.

Mit gleich sechs Veranstaltungen in der ganzen Stadt läutete die Union gestern das ein, was sie nur noch den „Bürgermeisterwahlkampf“ nennt. Die Bundespartei hatte eigens ihre bis heute andauernde Klausurtagung von Thüringen nach Hamburg verlegt, um an der Elbe mit einem Großaufgebot an Politprominenz aufzuwarten. Generalsekretär Laurenz Meyer, die Ministerpräsidenten Christian Wulff (Niedersachsen), Roland Koch (Hessen) und Peter Müller (Saarland) trommelten zeitgleich und eifrigst für von Beust.

Zusammen mit Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram stellte Müller sich im Mercado in Ottensen den PassantInnen. Ob die CDU Musliminnen das Tragen von Kopftüchern in Schulen gestatten wollten? „Wir werden keine Symbole in öffentlichen Einrichtungen zulassen, welche die Menschenrechte nicht respektieren“, sagte Müller. Darum müsse das Kopftuch im Schuldienst verboten werden, nicht aber das Kreuz. „Der Hamburger Senat ist derselben Meinung“, ergänzte Schnieber-Jastram. „Es gibt keinen anderen Weg.“

Die rund 200 zumeist bereits betagten ZuhörerInnen reagierten mit Applaus, nur ein „Pfui“-Ruf war zu hören. Dezenten Beifall erhielt die Senatorin auch für ihre Antwort auf die Frage, ob die Hamburger CDU Elite-Universitäten im Programm habe: „Hamburg muss wieder zu einem exzellenten Hochschul-Standort werden.“ Um das zu erreichen, „sind Gebühren für uns gar kein Tabu“.

Pfiffe gab es hingegen, als sich Schnieber-Jastram für die Koalition ihrer Partei mit Ronald Schill rechtfertigte. „Wir haben damit den alten Senat abgelöst.“ Künftig werde es aber „keine Koalition mehr mit Herrn Schill geben, egal was passiert“.

Merkel lobte derweil „in meiner Geburtsstadt“ von Beust in den höchsten Tönen. In nur zwei Jahren habe er „Großartiges“ geleistet und werde als Regierungschef weiterhin „viel Gutes tun“. Allein die visionäre Idee von der Wachsenden Stadt habe „Potenzial“ geweckt und Hamburg „dem Wachstum wieder geöffnet“, und das sei die Basis für alles. „Wo Leistung sich wieder lohnt“, glaubt Merkel, „ist Heimat.“

Und Heimat ist oben. „Spitze“, beschwor von Beust wortreich – dafür nahm er den Namen Schill nicht in den Mund – müsse Hamburg sein, und er werde die Stadt dahin führen, „an die Spitze der europäischen Metropolen“. Lange, zu lange, sei „diese stolze Hansestadt“ im „provinziellen Mittelmaß“ dahinvegetiert, verordnet von der SPD natürlich, und das werde er ändern. Und dabei „auch vor unpopulären Entscheidungen“ nicht zurückschrecken.

Der Ausbau der Messe zulasten des Rosengarten, die Erweiterung des Airbus-Werks Finkenwerder, die Ausweisung von Baugebieten auf grünen Wiesen – all das sei notwendig für Wirtschaft, Arbeit und Wachstum. Natürlich verstehe er, versicherte von Beust, dass in Einzelfällen immer wieder mal Betroffene sich wehrten, aber: „Die einen haben subjektiv nachvollziehbare Interessen, und wir haben Recht.“

Und genau deshalb sollten die HamburgerInnen wissen, „dass Wahlen auch Chancen sind“, gab von Beust zu bedenken: „Tun Sie nicht mir einen Gefallen oder meiner Partei, sondern der Stadt.“ Und die hieße dann gar bald Beust-City.