wochenendkrimi
: Schimmis Chuzpe

Schimanski, So., 20.15, ARD

Schimanski übernimmt keine Fälle, er bricht wie eine Naturgewalt in sie hinein. Plausibilität überlässt man den Erbsenzählern der anderen Krimi-Serials. Wichtig ist, dass Götz George die Schimmi-Jacke überwirft; am besten in Zeitlupe. Dann weiß man, dass es den Bösen an den Kragen geht. In seinem Formalismus und der Überhöhung der Rächerfigur ähnelt „Schimanski“ inzwischen dem Italo-Western. Dass nun Andreas Kleinert Regie führt, erscheint schlüssig: Kleinert erzählt seine Geschichten gerne in Totalen und Tableaus, wie sie im TV eigentlich verboten sind. Für den „Polizeiruf“ etwa inszenierte er jüngst die Mecklenburger Seenplatte als Landschaftsgemälde. Nun lässt er Schimanski in der jüdischen Gemeinde von Antwerpen ermitteln und findet ähnlich furiose Bilder – die Story aber wird zur Nebensache. Das gerechte Wüten des Ex-Cop, das in einem Western-Showdown endet, lässt keinen Raum für die ambitionierte Verknüpfung von Schweizer Nummernkonten und kabbalistisch verschlüsselten Notizen. Nur einmal hält Schimmi inne: als man ihm von der Leistungsfähigkeit beschnittener Penisse erzählt. BUSS