Prozess geplatzt

Triebtäter stimmt Schuldfähigkeits-Gutachten zu. Damit will er lebenslange Einweisung in Psychiatrie vermeiden

Der Prozess gegen den Triebtäter Wilfried Sabasch ist vorläufig geplatzt. Kurz vor Ende der Beweisaufnahme überraschte der Angeklagte gestern mit seiner Ankündigung, für ein Schuldfähigkeits-Gutachten zu einer persönlichen Untersuchung bereit zu sein. Vor knapp drei Wochen hatte der 49-Jährige noch das Gegenteil erklärt.

Sabasch ist angeklagt, im Juli 2002 eine 21-Jährige Frau mit einer Waffe bedroht und vergewaltigt zu haben. In einem schriftlichen Geständnis hatte er die Tat eingeräumt. Zuvor hatte er bereits rund 30 Jahre in einer geschlossenen Anstalt zugebracht. In diesem Prozess kämpft er darum, als voll schuldfähig anerkannt zu werden. Denn dann würde er nur eine zeitlich befristete Strafe verbüßen müssen. Mit der bisherigen Prognose „gefährlich“ hingegen würde er wohl den Rest seines Lebens in der Psychiatrie verbringen. Jetzt hofft der Angeklagte durch eine persönliche Befragung auf ein für ihn „besseres“ Gutachten.

Ein vom Gericht beauftragter psychiatrischer Gutachter hatte bei ihm eine Persönlichkeitsstörung und eine schwere seelische Abartigkeit diagnostiziert: Eine „eingeschränkte Schuldfähigkeit“ zur Tatzeit sei nicht auszuschließen, lautete das Fazit des Sachverständigen. Danach habe Sabasch einen Hang zu aggressiven Sexualstraftaten gegen Frauen. Die Behandlungsaussichten „gehen hart gegen Null, dass man bei ihm noch etwas verändern kann“, lautete das Urteil des Mediziners.

Dass der Prozess vorerst geplatzt ist und zu einem späteren Zeitpunkt neu aufgerollt werden muss, begründete der Vorsitzende Richter mit gesetzlichen Fristen: Eine persönliche Untersuchung durch einen Sachverständigen sei inklusive der schriftlichen Erstellung eines entsprechenden Gutachtens nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zehn-Tages-Frist durchzuführen, sagte er. Der Verteidiger reagierte verständnislos auf diesen Gerichtsbeschluss.

Man hätte durch Einschieben von mehreren kurzen Terminen die Fristen einhalten können, sagte er. Die Frau, die Sabasch vergewaltigt hatte, brach im Verhandlungssaal in Tränen aus, als der Richter die Aussetzung des Verfahrens verkündete. LNO/EE