WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER
: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Mia/Streikkonzert, Rotes Rathaus, Do., 17 Uhr

„too sexy …“, Bethanien, Mariannenplatz, Mi., 19 Uhr

Der heutige Montag gehört dem Chaos. Genauer dem ChaosComputerClub (CCC), der auch in diesem Jahr einen dreitägigen Kongress zu Computerangelegenheiten und allen Finessen des Hackings veranstaltet, allerdings geht es auch um die guten ungeklärten Fragen nach Persönlichkeitsrechten und Datenschutz im WWW. Im Infoladen Stattmitte wird heute schon mal vorgewärmt, und das Projekt des Chaos Communication Congress wird in aller denkbaren Umfassendheit vorgestellt. Am Mittwoch wird im Kunsthaus Kreuzberg/Bethanien über das neue deutsche Bewusstsein in der deutschsprachigen Popmusik diskutiert, Motto: „too sexy for the führerbunker“. Zurzeit nämlich wird auf der einen Seite etwas wie die so genannte Neue Deutsche Härte zur außerordentlich erfolgreichen Welle, und auch Independent-Bands, deren Anliegen das Vaterland bislang nicht war, lassen sich auf Compilations finden, die „Heimatkult“ oder „Neue Heimat“ heißen. Veranstalter sind Jungle World und Eintracht Berlin. Diskutanten unter anderem Elena Lange, Alfred Hilsberg, Sami Khatib und Nhoah, ein Vertreter des Labels Respect Or Tolerate, kurz R.O.T. Auf ebendiesem Label erscheinen auch die Platten der Neo-Punk-Sternchen-Band Mia, die wiederum am Donnerstag vor dem Roten Rathaus ein Konzert zugunsten der Streikstudenten gibt. Die Strubbelfrisuren von Mia bekennen sich auch unverblümt zu Deutschland und wollen sich für die Untaten der Deutschen in der jüngeren Geschichte nicht schämen. Andererseits waren Mia im vergangenen Jahr das Unterhaltungsprogramm des 1. Mai. Gegen die Masche Provokation – oder wohl Verkaufsmasche – will nun anlässlich des Konzerts eine Gruppe protestieren, der die „neue deutsche Identität“ abgeht. Der Satz „Seid unerwartet!“ im Aufruf ist sehr lustig. Wird ’ne Demo in der Demo gewissermaßen.

CCC, Infoladen Stattmitte, Brunnenstr. 7, Mo., 20.30 Uhr