Schwarzmarkt ist nur schwarz ein Markt

Die Grünen wollen illegale Putzfrauen aus dem Ausland mit einer Green Card versehen. Wie gut ist diese Idee?

BERLIN taz ■ Bisher gibt es die Green Card für Computerexperten – sie ist wenig gefragt, seit Deutschlands Konjunktur dümpelt und die ersten Spitzeningenieure aus Indien ihren Job verloren haben. Dennoch haben die Grünen nun eine neue Zielgruppe für die Green Card entdeckt: die illegalen Putzhilfen aus dem Ausland.

Derzeit leben etwa eine Million Menschen illegal in Deutschland. Sie schuften als Bauarbeiter, Erntehelfer – und in immer größerer Zahl auch als Putz- und Pflegekräfte. Studien zeigen: Im Unterschied zu früheren Migrationsströmen wandern heute weltweit vor allem Frauen. „Migrantische Hausarbeit“, wie Experten sie nennen, ist in ganz Europa eine Wachstumsbranche. Daher drängt sich die Frage auf: Wenn diese Arbeitskräfte begehrt sind und ohnehin nach Deutschland kommen, soll man ihnen nicht einen legalen Status ermöglichen?

Die Vorteile scheinen zunächst evident: Endlich, so wird gehofft, ließe sich die grassierende Ausbeutung beenden. Denn eine illegale Putzhilfe kann sich nicht wehren; weder kann sie ihren Lohn einklagen noch auf ein Mindestentgelt pochen. Ob sie Urlaubsgeld oder ihren Lohn bei Krankheit erhält, das obliegt allein der Willkür ihres Dienstherrn. Lässt sie sich im Krankenhaus kurieren oder schickt sie ihre Kinder zur Schule, muss sie befürchten, entdeckt und abgeschoben zu werden.Will sie sich Geld leihen, um Wohnung oder Möbel zu finanzieren, ist sie den Wucherpraktiken der Unterwelt-Geldverleiher ausgeliefert.

Andererseits sichert ihr gerade die Illegalität den Job. Menschen ohne Aufenthaltsstatus sind so heiß begehrte Arbeitskräfte, eben weil sie billig und erpressbar sind und selbst jene unterbieten, die legal hier leben und schwarz arbeiten. Denn nur bei Illegalen kann ein Arbeitgeber mit der Denunziation drohen. Daher argumentieren selbst Migrantinnen: Was nützt mir die Green Card, wenn ich dann arbeitslos bin?

Während die Nachfrage nach ausländischen Haushaltshilfen steigt, sind gleichzeitig mehr als vier Millionen Menschen offiziell arbeitslos. Offenbar sind nicht viele Deutsche bereit, zu einem derart niedrigen Lohn im Haushalt zu arbeiten. Man mag dies bedauern oder befürworten, sicher ist: Selbst wenn eine Green Card für Putzfrauen umgesetzt würde, gäbe es weiterhin illegale Haushaltshilfen in Deutschland. Diese Konsequenz des Marktes könnte allenfalls durch rigide Kontrollen unterbunden werden. Doch sie sieht nicht einmal der jetzige Vorstoß der Bundesregierung gegen Schwarzarbeit vor. Der Gesetzesentwurf betont, ein Betreten privater Wohnung sei nicht vorgesehen. Die Schwarzarbeit könnte also nur durch denunzierende Nachbarn publik werden.

Dennoch ist es sinnvoll, eine Green Card zumindest anzubieten. Nur so haben die Migrantinnen die Wahl, ihre sozialen Rechte zu sichern; nur so erkennt die Regierung rechtlich an, was längst Realität ist.

COSIMA SCHMITT