viktoria-quartier
: Neue Investoren, alte Konzepte

Wer zweimal denselben Fehler macht, hat aus dem ersten nichts gelernt. Und das Resultat ist zumeist tödlich. Dem Viktoria-Areal in der einstigen Schultheiss-Brauerei blüht ein solcher Weg, scheinen doch die Investoren sich an dem fehlgeschlagenen Konzept ihrer Vorgänger orientieren zu wollen. Nicht nur die grellen Hochglanzprospekte gleichen sich fast bis aufs Haar, man setzt auf denselben Slogan „Kunst und Leben am Kreuzberg“, als hätte der Abschied des Landesmuseums nie stattgefunden. Teure Lofts sind im Angebot, obwohl schon die alten kaum jemand haben wollte. Schließlich träumt man von einer Dynamik und einem neourbanen Städtebau – Träume, die längst geplatzt sind in Kreuzberg.

Kommentarvon ROLF LAUTENSCHLÄGER

Mag sein, dass man das Umsteuern nicht sehen will, finden sich doch unter den neuen Investoren alte Akteure, die schon einmal das große Rad am Kreuzberg drehen wollten. Mag sein, dass die Finanziers sich einreden, dass endlich der Rubel rollt, Hotels gebaut, Galerien nach Kreuzberg geholt und Berlin-Ausblicke vom Penthouse genossen werden müssen. Sei’s drum.

Für die Wiederbelebung der Bauruine und des Quartiers müssen andere Parameter gelten: Statt einer Ansammlung langweiliger Juppies ist soziale Mischung nötig. Statt eines exklusiven Städtebau-Ghettos sind öffentliche Räume nötig, statt Einzimmerwohnungen in der Größe von Fußballfeldern und schlecht gebauter Architektur Raumqualität und gute Planung.

Aus einem Guss, wie es die Pleitiers zuvor wollten, soll das Quartier nicht mehr gebacken werden. Wie dann, weiß man aber auch nicht so genau. Denn man denkt nur ans Geld – ein Fehler.

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