Die aufgezwungene Universitäts-Diskussion

NRW-Wissenschaftsministerin Kraft hat „keine konkreten Planungen“. Wirtschaft fordert „aufrichtige“ Gespräche

NRW taz ■ Was einst die Stabilität der Währung sicherte, soll nun den Standort sichern: Die Goldreserven der Bundesbank werden als Grundstock für die Finanzierung der angedachten Elite-Unis gehandelt. Michael Fertig, Sprecher des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen, wünscht sich Arbeitskräfte, die gut ausgebildet den Wirtschaftsstandort erhalten: „Wir sollten auch in Zukunft das Wirtschaftswachstum halten können“, sagt er.

Daher sei es richtig, die Diskussion um die Elite-Universitäten anzustoßen, sagt Fertig. Für Christiane Konegen-Grenier vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ist die aktuelle Diskussion nur ein Ablenkungsmanöver in Sachen Studiengebühren: „Hier soll ein positives Thema von der Gebührenstreiterei ablenken“, sagt sie. Sie wünscht sich von Studienabgängern mehr Innovationskompetenz, größere interkulturelle und soziale Kompetenzen. Wer Elite wirklich wolle, müsse den rechtlichen Rahmen dafür schaffen, dass Universitäten sich ihre Studenten endlich selbst aussuchen dürften. Noch leidet der Hochtechnologiestandort nicht offensichtlich unter der schlechten Ausbildung an den hiesigen Unis. Wer Michael Fertig fragt, in welchen Bereichen in Deutschland auf ausländische Arbeitnehmer zurückgegriffen werden müsse, da Qualifizierte fehlten, dem antwortet er: „Schauen Sie doch mal in die Krankenhäuser! Ohne die Zuwanderer würde doch der gesamte Pflegedienst zusammenbrechen.“

Fertig wirbt um Alternativen zu den Elite Unis. Es müsse mehr Exzellenzforschung in einzelnen Fachbereichen angeregt werden. Allerdings würde die Diskussion um die Elitenbildung durch die von der Bundesregierung beschlossene Erhöhung der Mittel für die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) konterkariert. „Die Haushaltserhöhung hat gerade mal zwei bis drei Prozent betragen“, sagt Fertig. Beim Streit um die von der DFG vergebenen Fördermittel, kristallisiert sich heraus, dass es die Eliteunis in Deutschland sowieso schon gibt: „Die besten 17 unserer etwa 100 Universitäten erhalten 50 Prozent unserer Fördermittel“, sagte letzte Woche DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker.

Und auch Hannelore Kraft (SPD), Wissenschaftsministerin in NRW beruhigt die Ängste der Hochschulrektoren, hinter den geplanten Elite-Unis mit ihren Universitäten ins zweite Glied rücken zu müssen. Es dürfe nicht vergessen werden, dass es überhaupt keine konkreten Planungen gebe, so Kraft. ELMAR KOK