Busfahrer streiken für Tarifvertrag

Zwischen Leverkusen und Bergisch Gladbach fällt etwa jede vierte Fahrt aus. Die Auseinandersetzung begann im Oktober, ein Ende des Streiks ist nicht abzusehen

KÖLN taz ■ Seit Freitag warten die Bewohner im Raum Leverkusen-Bergisch Gladbach meistens umsonst an den Bushaltestellen: Die Fahrer der „Herweg Busbetriebe“ sind in einen unbefristeten Streik getreten. Es gehe darum, so ver.di-Sekretär Achim Beus, „einen tariflosen Zustand durch einen Haustarif zu beenden“. Schon seit Oktober 2003 laufen die Auseinandersetzung. Am Montag erhielten die Streikenden Unterstützung von den Kollegen der Kraftverkehr Wupper-Sieg (Wupsi), Auftraggeber und Unternehmensmutter von Herweg. Erst eine Gerichtsentscheidung hatte diesen Solidaritätsstreik erlaubt.

„Höhere Löhne können wir uns nicht leisten“, sagt Herweg-Geschäftsführer Marc Kritkowski und verweist auf die drohende private Konkurrenz, wenn nach den EU-Bestimmungen der öffentliche Personennahverkehr europaweit ausgeschrieben werden muss. Außerdem beruft er sich auf einen alten Tarifvertrag, „der noch mit der alten ÖTV ausgehandelt wurde“.

„Stimmt nicht“, kontert Beus. „Unter dem Vertrag steht die Unterschrift der ‚Gewerkschaft öffentlicher Dienst‘ (GöD), einer christlichen Gewerkschaft, die wir nicht als Arbeitnehmervertretung anerkennen.“ Außerdem gelte dieser Vertrag nur für Reisebusunternehmen, nicht für Nahverkehrsfirmen. Schließlich „ist kein Herweg-Fahrer Mitglied in dieser Nicht-Gewerkschaft – also gilt der Vertrag gar nicht.“ Beus will sich am zuständigen ver.di-Spartentarif orientieren, der deutlich höhere Löhne vorsieht, verspricht aber: „Bei einem Haustarifvertrag nehmen wir natürlich Rücksicht auf die Besonderheiten des Unternehmens.“ Derzeit verdient ein Herweg-Fahrer laut Kritkowski im Schnitt 1.400 Euro netto monatlich.

Von den rund 80 Herweg-Busfahrern beteiligen sich 70 am Streik, knapp 90 Prozent der Fahrten fallen aus. Im WUPSI-Gesamtangebot ist das jede vierte, wie deren Vorstand Gerd Wasser ausgerechnet hat. „Dass die Fahrgäste unter unserem Streik leiden, tut uns leid, lässt sich aber in diesem Fall nicht verhindern“, bedauert Beus und empfiehlt den Betroffenen, sich bei den Politikern in den Rathäusern für die Streikenden einzusetzen. Über Ausfälle, die auch Strecken nach Köln und Leichlingen betreffen, informiert das Auskunftstelefon 02171 / 5007 - 222.

JÜRGEN SCHÖN