SPD scheint kopflos

SPD-Basis gibt sich noch ziemlich meinungslos, was ihre Führung angeht. Leichte Tendenz zu Carmen Emigholz

Bremen taz ■ Es könnte spannend werden: Am 28. Februar entscheidet die Basis des größten SPD-Unterbezirks Bremen-Stadt über ihre neue Spitze. Delegierte aus 32 Ortsvereinen wählen zwischen dem amtierenden Vorsitzenden Wolfgang Grotheer und seiner Konkurrentin Carmen Emigholz – noch scheint das Parteivolk unentschieden. Bei einer taz-Umfrage unter zahlreichen Ortsvereinsvorsitzenden ging die Tendenz in Richtung Emigholz – aber auch Wolfgang Grotheer hat Rückhalt in der Basis.

„Ich finde, dass mal eine andere Person frischen Wind reinbringen muss“, sagt Susanne Lolk, Vorsitzende des 128 Köpfe starken Ortsvereins Altstadt, das sei ihre persönliche Meinung. Winfried Brumma, Chef der Kattenturmer Genossen, spricht von einer „Affinität zu Emigholz“. Wie er loben viele Emigholz‘ Teamfähigkeit, so auch Jürgen Pohlmann, Vorsitzender der rund 100-köpfigen Waller SPD. Barbara Wulff, Chefin der rund 150 Gröpelinger Genossen, kennt die Stimmung ihrer Basis noch nicht, zitiert aber ebenfalls den „frischen Wind“, den die Partei brauche. Die Ideen Wolfgang Grotheers zur Parteireform (taz berichtete) „sind alles Sachen, die nicht so sehr neu sind“, sagt Wulff und erwähnt auch den SPD-Parteitag vom Sommer, als die Stadt-Basis den Koalitionsvertrag ablehnte, nachdem Grotheer die Mit-Verantwortung abgelehnt hatte. Da habe er sich „eindeutig fasch verhalten: Wer selber mitverhandelt, muss auch den Kopf hinhalten.“ „Wackeltaktik“ nennt das Ernst Steinhoff, Chef der Horn-Leher SPD. Die Basis im Bremer Westen will allen Kandidaten am 20 Januar im Ohlenhof auf den Zahn fühlen.

Die Vorsitzenden anderer großer Ortsvereine hielten sich gestern bedeckt. Buntentor, mit 200 Genossen einer der größten Ortsvereine, hat die Kandidaten bereits gehört. „Eine Stimmung für Wechsel war da objektiv nicht herauszuhören“, so Buntentor-Vorsitzender Jürgen Maly. Marlies Tietze, Vorsitzende der 268 Genossen von Peterswerder/Steintor erklärte, ihr Verein habe sich mit der Frage noch nicht befasst, kann sich selbst aber „eine Erneuerung gut vorstellen.“ Hermann Kleen, Vorsitzender der 220-köpfigen Huchtinger SPD erklärte: „Unser Ortsverein hat mit beiden Kandidaten positive Erfahrungen gemacht.“

Carmen Emigholz sei „sehr eloquent und kann sich gut verkaufen“, erklärt Dieter Hemmelskamp, Vorsitzender der Stromer Genossen, und: „Ich denke, dass wir mit Grotheer gut gefahren sind“. Dieter Schüler, Vorsitzender der 140 GenossInnen in Horn-Achterdiek, stellt zwar eine „gewisse Unentschiedenheit“ bei der Basis fest, keineswegs aber eine Tendenz zu Emigholz. „Wir haben mit Grotheer keinerlei Probleme gehabt.“ sgi