steffen grimberg
: Gebührenpflichtiger Albtraum

Von Aldi lernen heißt Gebühren sparen: Wie sich die ARD im Schlaf in ein Discount-TV verwandelte

Schweißnass aufgewacht heute. Haben Sie schon mal von Rundfunkgebühren geträumt? Nein, nicht von diesen ganzen grau beanzugten Herrn aus Intendanz und Politik, die jetzt mit belegter Stimme: „Reicht gar nicht!“ oder „Verschiebung jetzt!“ oder „Kein System hat mehr gespart als das ZDF!“ sagen. Die sind ja alle echt. Die gibt es wirklich.

Doch gestern ist im Schlaf die Zukunft über GEZ-Gebührenzahler 30-4471-563 hereingebrochen. Von wegen 1,09 Euro mehr ab 2005! Und die ARD war plötzlich aufgeteilt nach dem bewährten Modell der Gebrüder Albrecht: ARD Nord sendete von der Küste abwärts, im Osten und bis zur Mitte von NRW, ARD Süd von Mönchengladbach runter für den ganzen Rest.

„Konzentration auf das Wesentliche“ hieß der neue Programmauftrag: „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, nur Sendungen anzubieten, die den Zuschauern einen größtmöglichen Nutzen bieten. Dabei fühlen wir uns verpflichtet, die Programme in bestmöglicher Qualität zu konstant niedrigen Preisen anzubieten.“

Wie wild ich im Traum auch zappte: Überall lief dasselbe – auf allen ARD-Kanälen: „Wir vertreiben rund 600 Minuten Standardprogramm des täglichen Bedarfs und zweimal wöchentlich wechselnde Angebote“, sagte ein ziemlich realistisch hingeträumter ARD-Sprecher. Letztere, fügte er fröhlich hinzu, als er mein ungläubiges Gesicht sah, Letztere ersetzten doch die früheren Angebote wie Kinderkanal, Phoenix, Arte und die Dritten.

Und nicht nur das: „Unsere Programmpräsentation ist übersichtlich und in allen Kanälen identisch. So können wir die Kosten gering halten und unsere Kunden müssen ihre Sendungen nicht suchen – egal welchen Kanal sie gerade eingeschaltet haben. Aus Gründen der Unabhängigkeit verzichten wir weitgehend auf die Ausstrahlung von Markenprogramm.“

Stattdessen zeigte die ARD dauernd und überall die Vorabend-Soap „Erlenbrunn“, die offenbar „Marienhof“ abgelöst hatte. Und danach „Herzog Alba“ fürs etwas reifere Publikum. Nur Nachrichten gab es keine mehr. „Zu teuer“, sagte der traumhafte Sprecher, „die fassen wir jetzt einmal pro Woche als ganzseitige Anzeige für die Lokalzeitungen zusammen. Erscheint immer mittwochs. Sogar in Farbe.“